Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution
28 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. Caslau zurückzuweichen und Prag aufzugeben, als einen solchen Vorschlag zu machen.“ „Der zum Ausbruch gekommene Krieg, die ausgezogenen und geplünderten Bauern, die noch intacten Heere — alles dies, um sich im Voraus zu beugen und zu unterwerfen, ein solcher Entschluss sei so schädlich als möglich; ich würde, wenn Zeit dazu gewesen wäre, Thugut entgegengeschickt haben, um ihn aufzuheben. Der Schritt Euer Majestät beweise überdies, dass Sie mit meinem Benehmen unzufrieden seien, es missbilligen und verurtheilen. Was bleibe mir weiter übrig, als Alles im Stiche zu lassen und mich wo immerhin fortzubegeben, etwa nach Italien, ohne jedoch Wien zu berühren. Mir könnte nichts Glücklicheres widerfahren, als wenn die Antwort des Königs von Preussen derart ausfiele, dass der von uns gethane Schritt ohne Wirkung bliebe. Meine Briefe können unmöglich Euer Majestät auf diesen Gedanken gebracht haben. Ich schrieb Euer Majestät von den Möglichkeiten der Gefahren, damit jetzt schon Bedacht darauf genommen werde, alle Hilfsquellen in Anwendung zu bringen und kein Mittel unversucht zu lassen. Ich sprach wohl den Wunsch nach dem Frieden aus, aber nur mittels fremder Vermittlung; ein ähnlicher Gedanke wäre mir niemals eingefallen. Jetzt befinde ich mich in der entsetzlichsten Lage; die Ehre der Monarchie, ihr Ansehen und das meinige scheinen durch Ihren Schritt blossgestellt und wenn ich das eine oder das andere retten wollte, geriethe ich in die traurige Noth- wendigkeit die Welt von der Verschiedenheit unserer Ansichten in Kenntniss zu setzen. Das ganze Geld ist hinausgeworfen und unser öffentlicher Credit gemindert, indess die Macht und der Despotismus Preussens um das Doppelte wachsen werden.“ In der folgenden Correspondenz mit der Kaiserin über die kriegerischen Ereignisse bis zum 20. Juli kommt der Kaiser immer wieder auf die Unterhandlungen mit Preussen zurück, die er für höchst inopportun und verderblich erklärt. Er glaube, dass die Absicht des Königs dahin ginge, durch die grossen Waldungen auf Arnau zu rücken oder in seiner Stellung ruhig abzuwarten, was sein Bruder Heinrich unternehmen würde. Loudon habe plein pouvoir erhalten nach eigenem besten Ermessen zu handeln, doch sei zwischen den beiden Streitmassen das Übereinkommen getroffen worden, im schlimmsten Falle nicht gegen Prag, sondern gegen die grosse Strasse von Mähren nach Wien die Rückzugsbewegung anzutreten. Nach Prag wurde der Befehl erlassen, die Waffenvorräthe, die Artillerie- und Munitions- Depots, die Cassen etc. zum Abgehen bereit zu halten, um die Stadt eher dem Feinde offen zu lassen, als sie der Gefahr auszusetzen, von ihm neuerdings in Brand gesteckt zu werden. Der Kaiser erwarte nichts von den Unterhandlungen Thugut’s. Wollte der liebe Gott den betreffenden Schritt ungeschehen und in vollständige Vergessenheit