Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

108 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. rasch und besitzt nicht jenen unzerstörbaren Gleichmuth, jene durch nichts aus dem Gleichgewicht zu bringende, kaltblütige Ruhe, wie Lacy; beide Feldherrn zeichnen sich aber durch dieselbe Klarheit des Geistes aus“ *)• Loudon, welcher öfter Anfälle von Gicht, Koliken etc. hatte, war in den Tagen der Krisis an der Iser so leidend, dass er das Bett hüten musste und unfähig war, das Commando mit voller Klar­heit des Geistes zu führen. Da er überdies damals 62 Jahre zählte, so dürften wohl seiner durch das Alter potencirten Gebrech­lichkeit die in der Correspondenz des Kaisers mit der Kaiserin über den Feldmarschall zum Ausdrucke gebrachten Äusserungen beizu­messen sein. Dass Feldmarschall Graf Lacy die Seele der Operationen war und dass ihm das in den Briefen des Kaisers diesbezüglich gespen­dete Lob im vollsten Masse gebührte, geht aus folgendem Urtheil Friedrich’s II. über denselben hervor: „Lacy ist ein Mann von grossem Verdienste; ehemals hatten Feldmarschall Graf Mercy hei den Österreichern und Puysegur bei den Franzosen einige richtige Ideen über die Märsche und Lager der Heere, auch die Griechen haben sich viel damit beschäftigt, aber Feld­marschall Lacy übertraf die Alten, die Neuern, wie überhaupt die Besten, die sich mit diesem Zweige der Kriegskunst befassten. Während der ganzen Zeit, als der Feldmarschall der Generalquartiermeister des k. k. Heeres war, habe der König nicht den kleinsten Vortheil erreicht etc.1 2).“ Wenn nun auch entsprechend der Kriegführung und ihrer jeder grossen Entscheidung aus dem Wege gehenden Art und Weise die Verluste und Trophäen im Feldzuge von 1778—79 an und für sich geringfügig waren, so sprechen sie doch zu Gunsten der österreichi­schen Armee. Bei einem Effectivstande von rund 298.000 Mann betrug der Totalverlust des k. k. Heeres 19.464 Mann, ausserdem verlor dasselbe 1 Fahne, 6 Kanonen, 1 Munitionskarren. Von der preussischen Armee desertirten zu den Österreichern 16.052 Mann mit 1451 Pferden, an Gefangenen wurden eingebracht: 25 Officiere, 3364 Mann, 2384 Pferde, genommen wurden dem Feinde 22 Fahnen, 5 Kanonen. Der Gesammt- verlust der Preussen an Übergegangenon und Gefangenen belief sich daher auf 19.441 Mann, 3835 Pferde; die Menschenverluste im Allge­meinen sollen aber nach den Aufzeichnungen des Königs 20.000 Mann betragen haben. 1) Prince de Ligne : „Mon journal de la guerre de sept mois ou de Baviire en 1778.“ 2) Graf Thürheim: „Feldmarscliall Carl Josef Fürst de Ligne etc.“

Next

/
Thumbnails
Contents