Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreich Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreichs gegen die französische Revolution

382 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. Grenze Galiziens eintreffen zu machen. In Folge der betreffenden Weisungen marschirten nun die Regimenter und Bataillone auf dem Friedensstande aus, und zwar rückten jene aus Galizien theils über Bielitz und Teschen, theils durch Ungarn, die in diesem Lande dis- locirten einerseits über Pressburg, Schlosshof oder Skalitz und Roznau, anderseits über Wien, die Abtheilungen aus Innerösterreich über Wien, St. Pölten, Krems, Eisenerz, Enns und Linz nach dem even­tuellen Kriegsschauplätze. Die Siebenbürgischen Grenz-Bataillone und Huszaren-Divisionen setzten sich von Klausenburg über Debreczin, Ka schau, Leutschau und Rosenberg nach Tarnow, die Banal- und Sla- vonier Grenzer über Pressburg und Skalitz, die Truppen aus Italien durch das Etschthal nach Innsbruck in Bewegung, wo letztere auf dem Inn eingeschifft und weiter befördert wurden. Die Niederländischen Regi­menter blieben einstweilen, wegen Belassung der preussischen Truppen in dem Niederrhein-Westphälischen Kreise, im Lande zurück. Mit dem Ausmarsche und der Kriegs-Augmentirung der Regimenter und Bataillone wurden gleichzeitig die Anordnungen zur Sicherstellung des achtmonatlichen Verpflegsbedarfes für die in Böhmen und Mähren- Schlesien aufzustellende Armee mit 22,845.000 Hafer-, 20,914.000 Heu- und 46,909.000 Brodportionen (515.000 Centner Mehl, 3,000.000 Metzen Hafer oder Gerste, 2,400.000 Centner Heu) getroffen. Die Artillerie hatte die Ausrüstung und Munition zu beschaffen, und zwar für 1088 Feldgeschütze (253 3-Pfünder, 429 6-Pfünder, 234 12-Pfünder, 18 18-Pfünder, 80 7-pfündige Haubitzen, 10 10-pfün- dige Haubitzen, 48 6-Pfünder Kanonen und 16 7-Pfünder Haubitzen- Cavallerie-Geschütze), 512.000 Ladungen, für die Infanterie 19*/2 Mil­lionen, für die Cavallerie 2,447.000 Gewehr-Patronen. Die im Monate März von preussischer Seite in grösserem Um­fange betriebenen Kriegsrüstungen Hessen die Unvermeidlichkeit des Krieges immer wahrscheinlicher erscheinen. Es erging daher die Weisung, die noch nicht zum Ausmarsche befohlenen Truppen in Sieben­bürgen und Italien, sowie das in Ungarn im Zusammenziehen be­griffene Armee-Corps nach Böhmen und Mähren-Schlesien in Bewe­gung zu setzen. Gegen Ende des Monats wurde ferner mit Oberst Otto ein Vertrag zur Errichtung eines Frei-Corps in der Stärke von 800 Mann Infanterie und 200 Mann Cavallerie unterzeichnet. Endlich ward angeordnet, zur Deckung der Salzwerke von Wieliczka ein Corps von 8l/g Bataillonen Infanterie und 6 Divisionen Cavallerie (10.000 Mann) unter FML. Freiherrn v. Almássy zwischen Dembica, Tarnow und AVioliczka aufzustellen. Dieses Corps erhielt ausserdem noch die Bestim­mung, die bei Krakau und Brody, auf dem Gebiete der Republik Polen, stehenden Russen, sowie das in Folge des Zerwürfnisses mit der Pforte bei Homan in Podolien concentrirte russische Observations- Corps zu beobachten.

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