Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Friedrich Jihn, Hauptmann im k. k. Generalstabs-Corps: Der Feldzug 1760 in Sachsen und Schlesien mit besonderer Berücksichtigung der Schlacht bei Torgau

1 Der Feldzug 1760 in Sachsen und Schlesien mit besonderer Berücksichtigung der Schlacht bei Torgau. (Hiezu Tafel I, II und III.) I. Rückblick, politische Lage, Stärke und Ordre de bataille der beiden Gegner. Schon vier volle Jahre währte der gewaltige Kampf, welcher zwischen Österreich und seinen Bundesgenossen: Frankreich, Russland, Schweden, sowie einem Theile der deutschen Reichsländer einerseits1), Preussen und dessen Verbündeten, das ist England mit den übrigen deutschen Staaten’) anderseits, um den Besitz von Schlesien geführt wurde, ohne dass im bisherigen Verlaufe desselben ein greifbares Resultat erzielt worden wäre. Es ist auf den ersten Blick befremdend, dass Preussen, trotz der scheinbaren Furchtbarkeit des Bundes seiner Gegner, so lange das Feld behaupten konnte, aber diese Thatsache wird sofort erklärlich, sobald man auf die Leistungen jedes einzelnen dieser Gegner näher eingeht, welche zugleich deren Werth als Bundesgenossen Österreichs charakterisiren. Frankreich, wohl auf der tiefsten Stufe seiner militärischen Macht­entfaltung stehend, war nicht im Stande gewesen, mit der numerisch schwächeren und noch dazu aus allen möglichen Contingenten zusammen­gewürfelten Armee der Alliirtcn Preussens in Nordwest-Deutschland fertig zu werden, noch viel weniger also ein ausschlaggebendes Ge­wicht in die Waagschale des Kampfes auf dem östlichen Kriegs­schauplätze zu werfen. Russlands Heer tritt in einzelnen Momenten des Krieges durch seine Erfolge auf dom Schlachtfelde bedeutsamer in den Vordergrund, nichtsdestoweniger wirkt die russische Kriegshilfe theils in Folge der Unverlässlichkeit der massgebenden Personen in Petersburg, noch mehr aber durch die Handlungsweise der ebenso unfähigen als halsstarrigen * 2 ’) Ara Kriege mittelbar betheiligt ist das mit Sachsen durch die Personal- Union vereinigte Polen, welches den Gegnern Preussens partielle Kriegshilfe leistete. 2) Mit Preussen verbündet waren Hannover, Braunsclnveig-Wolfenbiittel, Hessen- Cassel und Lippe-Bückeburg. Auf Seite Preussens stand überdies Sachsen-Gotha, das jedoch am Kriege keinen thätigen Antlieil nahm. (Siehe Tafel I.) Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1882. 1

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