Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - III. Der Feldzug 1738

432 Der Krieg mit der Pforte 1786—39. Capitulation von Orsova (14. August). Orsova, bisher die wirkliche und einzige Ursache des Aufent­haltes des Grossveziers, hatte, nach 84tägiger Belagerung, am 14. August gegen freien Abzug mit militärischen Ehren capitulirt. Bei der Art und Weise, wie Königsegg den Abmarsch der Infanterie von Orsova angeordnet hatte, war an die geplante Ver­stärkung und Verproviantirung der Inselfestung nicht zu denken gewesen. Die einzige Veränderung, die als Folge des momentanen Entsatzes im Stande der Besatzung vorkam, war die Vermehrung derselben durch etwa 400 Flüchtlinge, dagegen konnten 200 Mann, die Oberst Cörrenberg gleich nach Aufhebung der Belagerung zur Eroberung der oberhalb des „eisernen Thores“ die Donau beherrschenden Insel Porec entsendet hatte, nicht mehr in die Festung zurückkehren. Am 18. Juli eröffneten die Belagerer das Feuer aus 120 Geschützen und 40 Mörsern. Bald rissen Scorbut und Dyssenterie, eine Folge der unzureichenden Ernährung und des ungesunden Klima’s, unter der Besatzung ein, die trotzdem ungebeugten Muthes alle Beschwerlich­keiten trug und auf Unterstützung von Aussen zuversichtlich hoffte. Diese erfolgt allerdings, jedoch so unzureichend, dass sie der Festung kaum einen Nutzen brachte. Unter Bedeckung von zwei armirten Tschaiken brachte der Capitän Chevalier Campitelli mehrere Schiffe mit Proviant und 250 Mann Verstärkung glücklich an der vom Feinde besetzten Insel Porec vorbei, nach Orsova. Hiedurch aufmerksam gemacht, versuchte der Grossvezier nun auch seinerseits Tschaiken bei Orsova vorüber­zubringen und als dies gelang, traf er sofort Vorbereitungen zum Sturme, wobei ihm ein rasches Sinken des Wasserstandes sehr zu statten kam. Unmittelbar vor dem Angriffe liess Jegen Pascha die Festung zur Übergabe auffordern; Oberst Cörrenberg, der nur mehr über etwa 1000 Streitbare verfügte, wovon aber die Hälfte Milizen und sonst zusammengerafftes Volk war, nahm bei der Aussichtslosigkeit weiteren Widerstandes, auf Rath des in der Festung anwesenden General- Quartiermeisters FML. de Beau ff e, die Capitulation an und zog am 15. August nach Uj-Palanka ab. Dieses Ereigniss, und da sich der Grossvezier, den eingegangenen Berichten nach, sowohl ;'l cheval der Donau, als auch gegen Nissa in Bewegung gesetzt hatte, durchkreuzte allerdings in gewisser Hinsicht die Pläne Königsegg’s, der die Möglichkeit einer Capitulation Orsova’s nicht vorausgesetzt hatte. Die Armee war bis zum Eintreffen dieser Nach­richten ruhig im Lager bei Semendria gestanden, nun aber fühlte

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