Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - III. Der Feldzug 1738

III. Der Feldzug von 1738. 427 Die Cavallerie blieb unter Commando des Feldmarschalls Philippi theils im Lager bei Mehadia, theils etwas weiter nordwärts stehen, da die Fourage schon bis dorthin schwierig zu beschaffen war, auf der Strecke bis Orsóvá aber fast gänzlich mangelte. Rückmarsch der kaiserlichen Armee nach Belgrad. Die Nachrichten von den überraschenden Erfolgen der kaiser­lichen Armee, dem siegreichen Treffen bei Kornin, der Rückgewinnung Mehadia’s und dem Entsätze von Orsova hatten nicht verfehlt, in Wien die freudigste Bewegung hervorzurufen. Mit freigebiger Huld belohnte der Kaiser Jene, die ihm als die Tapfersten genannt, und bewilligte den Besatzungen von Orsova und Mehadia einen „Extra- Monatssold“, während der enthusiastische Jubel in der Stadt bewies, dass die Bevölkerung den gleichen Antheil an dem Verlaufe des Krieges nahm '). Nicht weniger hoch als die militärischen Erfolge schlug der Kaiser es an, dass die Truppen „wieder ihre vorige repu­tation und Vigueur erworben, und wann es auch zu einem Frieden kommt, man selben gegeben und nicht erbettelt habe“. Die unmittelbare Folge der bisher erreichten Vorth eile musste nach der Ansicht Aller der Vormarsch der kaiserlichen Armee in die Walachei und die Eroberung Widdins sein, in der That berechtigte der ganze Stand der Verhältnisse zu den besten Hoffnungen, wenn auch — wie der Kaiser fast prophetisch warnend schreibt — „des­halb, weil Gott seine Hand augenscheinlich gezeigt, nicht auch täglich Mirakel zu erwarten seien“. War es wirklich eine dunkle Ahnung, welche ihren Schatten auf die Siegesfreude des Kaisers warf, so hatte sie sich schon erfüllt, noch ehe die schmetternden Fanfaren die Ankunft des Siegesboten in der Residenz verkündeten; in dem Augenblicke, wo der allgemeine Jubel die Mauern der Kaiserburg umbrauste, war Orsova wieder ein­geschlossen von den Türken, stand das kaiserliche Heer weit jenseits der Cérna. Während der Seraskier die Unternehmungen gegen Mehadia und Orsova ausführte, war der Grossvezior Jegen Mohamed Pascha mit einem zweiten Heere gegen Nissa vorgerückt und über­schwemmte mit seinen Truppen ganz Serbien. Insoweit die einlan­genden Nachrichten reichten, sollten 5—6000 Mann in Jagodin, 3—4000 Mann in Ram (Rama) stehen und ebensoviele Uj-Palanka be­lagern, welches Oberstlieutenant Schmettau mit 600 Mann besetzt hielt. Die Gesammtmacht des Grossveziers wurde auf 60.000 Mann geschätzt und ihm die Absicht unterlegt, Belgrad zu belagern. That­') „Das Volk ist närrisch und vor billiger Freud rasend,“ schreibt der Kaiser an den Herzog von Lothringen.

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