Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

514 Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. Den 20. Nachts wurde aus diesem Lager gegen Olmütz aufge­brochen ; die Russen bewegten sich auf der Chaussée nach Prossnitz, die Österreicher aber über Topolan, Zeltsch, Czechowitz nach Kralitz; das Hauptquartier wurde nach Prossnitz verlegt. Auf diesem Marsche ereignete es sich, dass, da bei einigen Brigaden des österreichischen Corps kein Generalstabs - Officier die Colonnen führte, in Folge der grossen Finsterniss Unordnung entstand, so dass wir uns mit russischen Colonnen auf der Chaussée kreuzen mussten; darunter war auch die Brigade Bolza, bei welcher ich mit meinem Kerpen’schen 6. Bataillon eingetheilt war. Wie unsere Mannschaft von den russischen Officieren, welche Niemanden von uns neben sich marschiren lassen wollten, mit dem Kantschu behandelt wurde, ist nicht zu beschreiben. Auch der General en chef der Russen kam mir auf diesem Marsche zum ersten Mal gegen Tagesanbruch zu Gesichte. Er näherte sich mir mit seiner Suite, die folgender Art zusammengestellt war: Voraus 6 Kosaken mit Kantschus oder Peitschen in der Hand, die überall ihrem Commandirenden Platz machten, dann 6 Mann mit Lanzen, 4 Popen oder Priester und un­gefähr 6 Adjutanten; hierauf kam der Chef mit brennender Tabaks­pfeife im Munde, ihm zur Seite war der Generalstab, während ein Zug Dragoner den Zug schloss. Der Chef stellte mir die Frage, was das für grosse Unordnung sei bei uns Österreichern, da er doch die Marsch­ordnung dem Generalstabe gehörig hinausgegeben hätte; wobei er noch bemerkte, dass er jetzt schon sehe, dass man seine Befehle nicht respectiren wolle und lauter Unordnung in seiner Colonne mache. Ich erwiderte ganz trocken, er müsse doch wohl einsehen, dass ich die Colonne weder führe noch schliesse, mithin denen folgen müsse, wo ich eingetheilt sei, er möchte aber die Gnade haben, seinen Leuten das Schlagen unserer Mannschaft einzustellen, indem wir nicht dafür können, dass wir in Folge der Finsterniss irregeführt sind, worauf er auch augenblicklich bei seinen vorn marschirenden Kosaken das Peitschen einstellen liess. Am 22. wurde das Lager hinter Ollschan und Nimlau, auf den Höhen von Olmütz, dergestalt bezogen, dass der linke Flügel, den die Österreicher bildeten, sich bis an die March appuyirte. Der Zwischen­raum von der Höhe von Nedweis bis an die March selbst war eine vollkommene, ungefähr 2000 Schritt breite Ebene, in welcher die Landstrasse von Kralitz aus gerade nach Olmütz über die Neustifte (Neugasse), wo sich das k. k. Hauptquartier befand, führt. Dieser Abschnitt war durch ein Bataillon Servier-') Infanterie, welches den eigentlichen linken Flügel bildete, besetzt. Von da aus in gerader Richtung kam die gesammte Infanterie in zwei Treffen auf den Höhen, wo die Pulver-Magazine sich befinden, *) Wahrscheinlich ein Bataillon des 1. oder 2. Szekler-Grenz-Begimencs.

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