Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

512 Tagebucliblätter aus dem Jahre 1805. Griechen ähnlich. — Der Officier, welcher voraus war, embrassirte und bewillkommte ihn nicht nur mit der Versicherung seiner Freund­schaft, sondern er deutete ihm auch an, dass mit uns Friede sei und sie nur gegen die Russen ziehen werden. Endlich kamen die Stabs- officiere mit der Colonne an, welche ihn gleich aufforderten, mit ihnen zu übernachten, sie würden sich recht gut unterhalten; im Übrigen aber, wenn er ja zu seiner Truppe einrücken wollte, so stünden sie, bei der eingetretenen Dämmerung nicht gut dafür, oh er nicht mit seiner Mannschaft bei den französischen Truppen, die in dieser Gegend an verschiedenen Orten lagern, Anstände haben würde, da die Con­vention bald vorüber sein würde. Aus diesen übereilten Reden des betrunkenen Stabsofficiers in Betreff der Convention bemerkte er wohl, dass unsere Armee auf eine schändliche Art hintergangen sein möge. Als dieser Stabsofficier sammt seinen Officieren ausgeschwelgt hatte, dann aus Mattigkeit und unbekümmert mit seiner ganzen Colonne sich zur Ruhe begab, trachtete er, diese schickliche Gelegen­heit zu benützen, sammelte seine Leute, nahm mit selben in grösster Stille über die Anhöhen gegen die Brünner Strasse seine Marschrich­tung und ist auf diese Weise entkommen. Ich rapportirte hierüber dem Interims-Commandirendeu FML. Grafen Kolowrat, welchem ich zugleich diesen braven Officier besonders reeom- mandirte; er dankte mir besonders und versprach, meiner und dieses Officiers eingedenk zu sein. Am 15. November bei Tagesanbruch marschirte das gesammte Corps nach Wilfersdorf und traf um 1 Uhr Mittags dort ein, wo das Hauptquartier und das Corps-Commando von Seiner Durchlaucht dem Fürsten Liechtenstein übernommen wurde. Dieser gute Fürst liess der gesammten Mannschaft gratis Wein, Zugemüse und Fleisch verabfolgen. Kaum aber waren diese Lebens­mittel empfangen und zum Abkochen vorbereitet, wurden wir schon um 3 Uhr alarmirt, worauf der General Bubna als Interims-Quartier­meister die gesammten Truppen bis auf das Salzburgische Regiment, welches vor dem Orte im Centrum stand, auf den Anhöhen rückwärts in den Weingärten, die Cavallerie aber theils vor, tlieils an beiden Flügeln im Thale und in der Ebene in Schlachtordnung aufstellen liess. Man gewahrte alsbald, dass des Feindes Absicht nur dahin ziele, mit seiner Cavallerie gegen das Centrum eine Diversion zu machen, mit seiner leichten Infanterie aber durch Bedrohung beider Flügel uns von den Russen abzuschneiden. Es wurde daher um 5 Uhr Abends der Marsch nach Poisdorf angetreten, von wo am 16. mit Tages­anbruch, um 3 Uhr, die Bewegung auf der Cliaussée über Nikolsburg und über die Thaya nach Muschau fortgesetzt ward, wo hinter dem Orte auf einer Hutweide und kleinen Anhöhen rückwärts der Thaya in Schlachtordnung biwakirt wurde.

Next

/
Thumbnails
Contents