Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. 509 wisse er über die Vorfallenheiten und namentlich über den uns ge­troffenen Unglücksfall keine Erklärung zu geben; jede Minute Auf­enthalt wäre aber für mich ein Zeitverlust und Gott wisse, ob ich mein Corps noch erreichen werde, da in der Richtung nach Brünn und gegen Ungarn nach Schlosshof und Pressburg zu alle Communi- cationen durch die Franzosen abgesperrt seien. — Ich frug ihn hierauf, nach welcher Richtung unser Hauptcorps marschirt sei und wo das­selbe die Nacht über im Lager stehen dürfte und was er hier zu thun habe. Die österreichische Armee, meinte er, wird etwa in der Gegend um Wölkersdorf lagern, da dort der Himmel von den Lagerfeuern ganz geröthet sei; was ihn betreffe, so habe er den Auftrag, hier unauffällig zu beobachten, was mit den vielen zurückgebliebenen Kanonen geschehen werde, dann womöglich in den Park zu gelangen und diese Geschütze zu vernageln. Kaum war ich mit meinem Bataillon 200 Schritt aus dem Orte gekommen, als meine Avantgarde auf die feindliche Vorpostenkette stiess und von der Vedette mit dem Anrufe: „Quivive!“ zum Stehen gebracht ward. Auf die Antwort: „Österreicher, welche zu ihrem Hauptcorps marschiren wollen“, rief die Wache auf den Officiersposten zurück, und in einem Augenblicke sprengte ein Zug Huszárén gegen uns an, die uns fragten, wohin wir wollten. Ich war schnell zur Stelle und antwortete, dass dies eine zurück­gelassene Colonne sei, welche der abgeschlossenen Convention zu Folge bei der Übergabe der rückgelassenen Geschütze zugegen sein musste, um etwaigen Unfug hintanzuhalten. Da diese Übergabe nun vollzogen und die Colonne zu dem bei Wölkersdorf lagernden Hauptcorps gehöre, so möge man sie ungehindert dahin ziehen lassen. Der französische Officier erwiderte hierauf, dass er hiezu nicht befugt wäre, diesen Fall jedoch seinem Escadrons-Commandanten auf dem Hauptposten melden lassen wolle, dieser werde schon seine weiteren Instructionen hierüber haben. Nachdem dies geschehen, kam der Escadrons-Commandant selbst mit seiner Abtheilung und ich wiederholte auch diesem meine vorige Angabe, worauf er, gegen seine Leute sich wendend, laut zu diesen sprach: „Die Frist der Übereinkunft wäre zwar schon verstrichen, doch habe es mit dieser Truppe eine andere Bewandtniss, da sie zu­folge der Convention in einem dienstlichen Geschäfte zurückgelassen wurde und dasselbe nicht habe früher beendigen können.“ Er theilte seine Escadron zu beiden Seiten der Strasse und liess mich und meine Colonne mit dem Zurufe: „Passez!“ weiter ziehen. So sah ich mich mit meinem Bataillon und der Bagage zum vierten Male der Gefahr, in Gefangenschaft zu gerathen, entrückt. Ich führte meine Truppe dicht an dem an der Strasse befindlichen feind­

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