Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805
Tagebucliblätter aus dem Jalire 1805. 501 Mit dieser Nachricht kamen die Officiere in mein Quartier und theilten sie mir im Beisein des Herrn Generals Weber mit. Derselbe hielt das Vernommene für gänzlich unmöglich und äusserte sich, es sei ihm zu wohl bekannt, dass der strengste Befehl von Sr. Majestät dem Kaiser gegeben sei, die Brücke ohne Aufschub in Brand zu setzen, im Falle der Feind von Wien aus gegen Spitz die Donau forciren wollte; er könne daher auf keine Art glauben, dass die Generale und Corps-Commandanten dies unterlassen hätten. Ich erwiderte hierauf, der Herr General möchte seinen Befehl nur weiter dictiren, ich würde dann sogleich vor die Stadt reiten und über den genauen Befund der Sache rapportiren, Hess aber zugleich durch meine Tambours zur Zusammenriickung des Bataillons „Vergatterung“ schlagen. Als ich vor das Stadtthor hinauskam, gewahrte ich augenblicklich, dass unsere Cavallerie, nämlich das Kaiser-Cürassier- Regiment, schon zwischen Lang-Enzersdorf und Korneuburg auf den Feldern en ordre de bataille mit entblössten Säbeln aufmarschirt stand, mehrere französische Officiere an dessen Front mit abgezogenen Hüten vorbeisprengten und hiebei mit den Stabsofficieren sich besprachen, worauf diese Cavallerie ihre Säbel wieder versorgte und gegen Lang- Enzersdorf abrückte. Dies war mir Überzeugung genug; ich ritt eilends zurück und Hess mein Bataillon ausserhalb der Stadt an der Chaussée rechts und links in halbe Bataillone aufmarschiren, meine beigehabte Kanone aber mitten auf der Strasse auffahren. Dem Herrn General Hess ich durch einen Officier über das von mir Wahrgenommene die Meldung erstatten, worauf er sich zu seiner Brigade nach Lang-Enzersdorf zu begeben anschickte. Als er längs der Strasse gegen Lang-Enzersdorf fuhr, entdeckte ich mit Hilfe meines Perspectives, dass er von eben dem französischen <Jfficier angehalten wurde, welcher zuvor mit unserer Cavallerie verhandelt hatte. Der Herr General setzte aber ohne Verweilen seine Fahrt weiter fort. An der Seite dieses französischen Üfficiers ritt ein kaiserlich österreichischer Ctirassier-Officier; als sich beide uns genähert hatten und ersterer die auf der Strasse aufgeführte Kanone und das dahinter aufmarschirte Bataillon erblickte, zog er ein weisses Sacktuch und schwenkte es, in Ermanglung eines Trompeters, als Parlamentär, und beide sprengten hierauf gegen mich zu. Sobald ich aber auf etwa hundert Schritte den feindlichen Officier erkannte, ritt ich mit meinem Adjutanten demselben entgegen und deutete ihm anzuhalten; er rief mir jedoch zu: dass er Eile hätte und das Aviso betreffs der Waffenstillstands-Convention weitergeben müsse; ich geleitete ihn also bis zu meiner Truppe, indem ich ihm bemerkte, dass er seinen Auftrag zu unserer eigenen Sicherheit und Deckung