Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - IV. Der Feldzug 1739 und der Friede von Belgrad

468 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. etwas ändern, als Wallis sich unmittelbar darauf hinter die Temes und auf das rechte Ufer der Donau zog und damit den Türken auch das Banat preisgab. Ja, die Alfaire von Pancsova bezeichnet sogar den Wendepunkt, von wo an die Dinge allmälig jene Gestalt annahmen, die schliesslich zu dem unheilvollsten Frieden führte, den Österreich je geschlossen. Obwohl Feldmarschall Wallis seiner Instruction nach den gemes­senen Auftrag hatte, sich mit dem Feinde in keinerlei Friedensver­handlungen einzulassen und noch weit weniger Anträge zu stellen, so schickte er dennoch, nach dem Donau-Übergange von Belgrad nach Borcza, den Obersten Grafen Gross von Savoyen-Dragoner über Verlangen des Grossveziers wiederholt in’s feindliche Lager, um über den zu schliessenden Frieden zu verhandeln. Bei dieser Gelegenheit bot Oberst Gross am 14. August im mündlichen Aufträge Wallis’ die Übergabe Belgrads an. Letzterer stellte dies nachträglich allerdings in Abrede, aber die eidliche Aussage des kaiserlichen Hof-Dolmetsches v. Schwachheim, der bei dem erwähnten Vorfälle in seiner Amtseigenschaft intervenirte, erlaubt an der Richtigkeit dieser Aufstellung um so weniger einen Zweifel, als im weiteren Verlaufe der Friedensverhandlungen auch die indirecte Bestätigung dessen erbracht wird. Überdies enthalten auch die Acten ein Document, welches sehr zu Ungunsten des Feldmar­schalls spricht und geeignet ist, ein scharfes Streiflicht auf so manche dunkle Partie der damaligen Ereignisse zu werfen. Es ist dies ein eigenhändiges Schreiben, welches Graf Wallis am 2. August, also zwei Tage nach dem Siege bei Pancsova, an eine hochgestellte Per­sönlichkeit in Wien , höchst wahrscheinlich den Conferenz - Minister Grafen Hartig, richtete. Feldmarschall Wallis beginnt seinen Brief mit Klagen über das Verhängniss, welches ihm nicht erlaubte, seinen Sieg auszunützen, über den gänzlichen Verfall der Reiterei, den Mangel an Proviant etc. und fährt dann fort; „Mir ist was eingefallen, so ich mit dem Grafen Neipperg allein überlegt habe, und hierauf müsste geschwinde Reso­lution genommen werden, nämlich, der Kaiser sollte das offertum vom Vezier zum Prätext nehmen, dass er (Vezier) wolle Frieden machen, wenn ihm Belgrad lieferte, und ihm sagen lassen er (Kaiser) wolle das thun, allein die Sau (Save) müsste zu Granitz (Grenze) bleiben; auch cedirte man ilime Sabac und die kleinen Örter in der Walachei; herentgegen, was diesseits vom Banat müsste uns bleiben, weil Orsova so ein Äquivalent von Belgrad wäre; sollten sie es (Orsova) aber rasirt haben wollen, es condescendiren, und wahrlich, das muss gleich und bald sein, denn haben sie einmal die Stadt Belgrad, obschon nicht das Schloss, werden sie allezeit noch mehreres begehren. Ich

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