Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - III. Der Feldzug 1738

III. Der Feldzug von 1738. 439 Grenadier - Compagnien nebst der Cavallerie und marschirte am 11. October über Borcza nach Pancsova, wo er am 15. ankam. Die bayrisch-sächsischen Hilfstruppen, zu deren Commandanten der Prinz von Hildburg hausen bestimmt wurde, waren in den ersten Tagen des October in Peterwardein angekommen und sollten von dort direct gegen Pancsova abrücken. Da jedoch inzwischen die Nachricht einlangte, dass die Türken Raca belagerten, so wurde der erste Befehl abgeändert und erhielt Prinz Hildburghausen den Auftrag, mit seinem Corps und drei in Mitrowitz stationirten kaiserlichen Dragoner-Regi­mentern den Entsatz Raca’s durchzuführen. Nach der Concentrirung seiner Truppen bei Pancsova beabsich­tigte Feldmarschall Königsegg, Uj-Palanka zu nehmen und zu zer­stören, um so das Banat vom Feinde zu säubern. Da kurz vor der Ankunft der Armee 2000 Türken fast bis auf Gewehrschussweite gegen Pancsova recognoscirt hatten, so forderte dies zur äussersten Vorsicht auf; am 26. war die Armee, in ein langes Carré formirt, zum Abmarsche bereit, als ein tatarischer Überläufer die Nachricht brachte, dass die im Banate befindlichen türkischen Truppen dasselbe geräumt und Uj-Palanka selbst verbrannt hätten. Sogleich ausgesandte Streif-Com- manden bestätigten dies mit dem Zusatze, dass die Türken nach Orsova zurückmarschirten. Hinsichtlich der weiteren Operationen erklärte ein am 21. gehal­tener Kriegsrath, dass weder die Noth Wendigkeit, noch auch die Mög­lichkeit vorliege, dieselben weiter auszudehnen. Das vorgesteckte Ziel: die Befreiung des Banats vom Feinde, sei schon durch das blosse Erscheinen der kaiserlichen Armee am linken Donau-Ufer erreicht worden, während anderseits die Gesundheits-Verhältnisse der Armee die grössten Besorgnisse wachriefen. Durch die aus Orsova, Uj-Palanka und Pancsova abgezogenen Garnisonen waren Pest, Scorbut und Ruhr auch in das Lager bei Belgrad verschleppt worden, wo sie entsetz­liche Verheerungen anrichteten; von den vierzehn Infanterie-Bataillonen waren seit dem Ausmarsche 700 Mann gestorben, der Geist der Truppen in Folge dessen sehr herabgestimmt. Eine Fortführung der Operationen sei daher schon aus diesem Grunde nicht thunlich, vielmehr die schleu­nige Verlegung der Truppen in die Winterquartiere dringend anzu- rathen. Um jedoch dem Gegner jede Möglichkeit zu benehmen, sich im Banate festzusetzen, wurde beschlossen, die Befestigungen von Pancsova zu zerstören, und dieser Beschluss, trotz des Protestes des Comman­danten von Belgrad, Feldmarschall Wallis, unverzüglich ausgeführt'). ') Audi dev Hofkriegsratli tadelte rückhaltslos die Rasirung eines Ortes, dem Prinz Eugen stets eine bedeutende Wichtigkeit beigelegt und in ihm den Brücken­kopf von Belgrad gesehen hatte. Thatsächlieh verhinderte zu jener Zeit der Besitz von Pancsova, dass Schiffe durch Benützung der zahlreichen Arme der Temes, Sim- nicza und Borcza, von Sémiin bis weit unterhalb Belgrad und umgekehrt fahren konnten, ohne die Festung zu passiren.

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