Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737
318 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. Graf Seckendorf, der mehr als 6 Wochen hei Nissa damit zubrachte, um sich eine beschränkte Bewegungsfreiheit nach einer Richtung hin zu eröffnen, bekundete nun in seinen Berichten eine staunenerregende Beweglichkeit. Er will eine Stellung nehmen, die es ihm ermöglicht, in 3—4 Tagen an der Save oder in Nissa sein zu können, oder endlich auch das Khevenhüller’sche Corps zu unterstützen, falls dies noting werden sollte. Allerdings sind diese Projecte an die Bedingung geknüpft, dass man ihn mit Proviant in jeder dieser Richtungen versehe, und schliessen endlich mit der Bitte an den Hofkriegsrath, ihm die weiteren Befehle zukommen zu lassen. In Wien war man jedoch nicht in der Lage, seinem Ansuchen zu willfahren, und bedeutete ihm dies mit dem Bemerken, dass er an Ort und Stelle besser informirt sein müsse und jetzt der Moment eingetreten sei, wo ihm der Instruction nach ein selbständiges Handeln zustehe. Indess nahmen die Operationen gegen die Absicht Seckendorfs ihren Fortgang. Einnahme von Uzica. Noch vor dem Eintreffen der ungünstigen Nachrichten im Hauptquartiere war als Vorbereitung für die Expedition nach Uzica Oberst Lentulus, verstärkt durch 600 Grenadiere, 300 Pferde und 4 Geschütze, am 18. September nach Posega abgegangen. Da nach seinen Rccognoscirungen anzunehmen war, dass ein feindlicher Entsatz für Uzica von Sarajevo abgegangon sei, so wurde am Morgen des 22. Feldmarschall Philippi mit 5 Cavallcrie-Regimentern und 10 Bataillonen Infanterie gleichfalls nach Posega vorgeschoben. Unter der Einwirkung der Nachricht von dem Verluste Pirots, sandte Seckendorf am 23. den Befehl an Lentulus: Posega nicht zu verlassen und den Angriff auf Uzica aufzugeben. Dieser Befehl kam verspätet nach Posega, von wo Lentulus, der seit 6 Tagen vergebens auf eine Ordre gewartet hatte, im Sinne der ursprünglich erhaltenen Weisung am frühen Morgen des 24. gegen Uzica abmarschirt war. Da die Berichte über den Anmarsch eines feindlichen Entsatz- Corps immer positiver lauteten, so sandte Feldmarschall Philippi die 10 Bataillone Infanterie aus Posega nach Uzica, sowie auch 2 Mörser zur Beschiessung der Feste und bestimmte den General-Major Fürsten Waldek zum Commandanten der gesammten Cernirungstruppen. Feldmarschall Seckendorf stellte sich nun persönlich an die Spitze dieser Unternehmung. Er besichtigte am 29. in Begleitung des Feldmarschall Philippi die Örtlichkeit und traf die Anordnungen zur Bezwingung der Feste, die, auf einem steilen Felsen liegend, nur auf einer Seite durch ein leicht zu vertheidigendes Thor zugänglich war. Nachdem alle Annäherungslinien von Bosnien her besetzt, theilweise auch fortificirt worden waren, um gegen jeden Überfall gesichert zu