Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Beigabe (1879)

Charakteristik der Feinde und der Verbündeten Preussens etc. 25 Andenken an die ausgezeichnete, ganz besonders hervorleuchtende und erfolgreiche Tapferkeit, welche das Regiment in jener Schlacht mit seiner, damals eben neugeworbenen, noch ganz jungen und unbärtigen Mannschaft bewiesen hatte, vom Obersten abwärts bis zum Dragoner kein Schnurrbart getragen wird! Bei diesem Anlasse muss ferner des in dem Juli-Hefte 1878 der „Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine“ erschienenen und vom Herrn Major von Wedelstaedt citirten Aufsatzes gedacht werden, del­in sehr interessanter und gediegener Weise die Theilnahme der säch­sischen Reiter-Regimenter an der Schlacht von Kolin erwähnt und am Schlüsse die Bemerkung macht: „dass es angesichts der hervorragenden, von Feldmarschall Daun selbst anerkannten Leistungen der sächsischen Cavallerie bei Kolin, um so mehr befremden müsse, dass von dem zu Ehren dieses Tages durch die Kaiserin gestifteten Maria Theresien-Orden kein sächsischer Officier, nicht einmal Benkendorf, mit einem Kreuze ausgezeichnet ward“. Als Erklärung dieser, scheinbar allerdings auffallenden Thatsache dürfte der einfache Hinweis auf die ersten, von der Kaiserin-Königin Allerhöchst festgesetzten Statuten des Maria Theresien-Ordens ge­nügen, nach welchen derselbe nur an k. k. Officiere verliehen werden durfte, beziehungsweise nur solche Anspruch darauf erheben konnten, — ein Princip, an welchem auch in allen späteren Feldzügen bis zum October 1799 festgehalten wurde. Erst bei der 59., im genannten Jahre stattgefundenen Promotion, fand sich Kaiser Franz, in seiner Eigen­schaft eines Reichs-Oberhauptes, veranlasst, zum ersten Male von jener Bestimmung abzusehen und dem tapfern Vertheidiger von Philippsburg (1798 und 1799), Feldmarschall-Lieutenant des fränkischen Kreises, Rheingrafen Carl August von Salm-Grumbach, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zu verleihen. Unleugbar herrscht in der Gegenwart, sowohl im staatlichen als im individuellen Leben die Tendenz, eigene Leistungen in dem vor- theilhaftesten Lichte erscheinen zu lassen, nicht selten auf Kosten und zum Nachtheile Anderer. Gerade die k. k. österreichische Armee, welche auf eine ehren- und ruhmvolle und an Kämpfen überreiche Vergangenheit zurück­zublicken vermag, muss für die glorreichen Thaten der Väter dann ein­stehen, wenn Ruhm und Werth ausserhalb Österreichs angetastet oder verkleinert werden. Inwieferne der Herr Verfasser der „Charakteristik“ am Schlüsse seiner, Österreich betreffenden Auslassungen begründete Veranlassung finden konnte, die Leistungen der k. k. Armee im Verlaufe des sieben­jährigen Krieges als „mittelmässige“ zu bezeichnen, ist wohl schwer

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