Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Anhang

890 Besetzung des Gebietes von Spizza (Spie) durch k. k. Truppen. Die Bevölkerung zählt 1650 Seelen, ist ausschliesslich südslavisch und bekennt sich grösseren Theiles zum katholischen, kleineren Theiles zum griechisch-orientalischen Ritus. Trotz im Allgemeinen sorgfältiger Behandlung genügt der Ertrag des culturfähigen Bodens den Bedürf­nissen der Bevölkerung nicht, und sucht ein Theil regelmässig ausser Landes seinen Unterhalt. Jedermann ist aber Eigenthümer des von ihm behauten Bodens, in dessen Mitte meist das einstöckige, aus Bruch­steinen roh hergestellte und mit Ziegeln gedeckte Wohnhaus steht. Es kommen daher, Sutomore (Spizza) ausgenommen, geschlossene Orte gar nicht, grössere Häuser-Complexe nur selten vor. Die Hohe Pforte hatte die Wichtigkeit dieses, die Rhede von Antivari im Norden abschliessenden Küstenstriches wohl erkannt und versucht, durch eine Reihe von Befestigungen die mit besonderem Eifer dem Meere zugewendeten Expansions-Bestrebungen ihres kriege­rischen Nachbars in den schwarzen Bergen einzudämmen. Die nahe der dalmatinischen Grenze auf dem Gipfel des Kotrobanja erbaute Kula Canj, dann im Süden die Karaula Susanj, waren die vorgeschobenen Posten jener zur Sicherung der Rheden von Spizza und Antivari bestimmten Befestigungsgruppe, deren Kern durch die altvenetianische Feste Nehaj und die Batterie Golobrdo gebildet war. Ne haj, auf 200m hohem, schwer zugänglichem'Felsen gelegen, ist eine ziemlich ausgedehnte Bergfeste mit thurmgekrönter Umfassungs­mauer, welche den Weg nach Spizza beherrscht. Golobrdo, die bedeutendste fortificatorische Anlage des Bezirkes, ist eine grösstentheils sturmfreie Küsten-Batterie mit Flanken und gemauertem Kehlverschlusse, auf deren traversirtem Walle 6 schwere Geschütze nothdlirftig Raum finden. Von hier aus können die Ein­fahrten in die „Valle Spizza“ bestrichen und mit weittragenden Geschützen auch Ausschiffungen auf der Rhede von Antivari gestört werden. Seitdem Montenegro durch Verrath der türkischen Comman- danten ohne Kampf am 24. und 25. November 1877 sich Golobrdo’s und Nehajs bemächtigt hatte, hielten seine Truppen den Bezirk bis zu dem Augenblicke besetzt, wo Oesterreich-Ungarn an die Geltend­machung des ihm durch den Berliner Vertrag zugesprochenen Rechts­anspruches schritt. Die Besitzergreifung wurde dem Statthalter von Dalmatien FZM. Freiherrn v. Rodich übertragen. Die Expedition selbst sollte der Commandant der Besatzungs-Truppen-Brigade in Süd-Dalmatien, Oberst-Brigadier v. Klimburg leiten, dem als Vertreter der Regierung der k. k. Bezirkshauptmann von Cattaro, Emanuel v. Budisavljevic zugewiesen war. Zur Durchführung der Uebernahme wurden unter dem Befehle des Oberstlieutenants Freiherrn v. Eynatten, das 24. Feld-Jäger-Bataillon und eine halbe Gebirgs-Batterie M. 1873 bestimmt. Ueberdies sollte Sr. Majestät Corvette, „Fasana“, Commandant Fregatten-Capitän Schröder, die Expedition zur See geleiten und den

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