Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Insurrection

Notizen über die Gefeclitsweise der Insurgenten. 885 oder 12 Percent der gesammten männlichen Bevölkerung beider Pro­vinzen. Diese Ziffern allein beweisen, dass die Insurrection im Vilajeté weder ihre Wurzel im Volke hatte, noch dass sich dieses in seiner Masse gegen die Occupation erhob. Notizen über die Gefechtsweise der Insurgenten. Die grosse Zahl der Gefechte auf den verschiedenartigen Kampf­plätzen, gab reichlich Gelegenheit zu Beobachtungen über das Ver­halten der Insurgenten im Gefechte und die Verwerthung ihrer Streit­kräfte. In dieser Beziehung verschwindet bis auf einzelne Nuancen jeder Unterschied zwischen der Insurrection in Bosnien und jener in der Hercegovina; die Gleichheit des Stammes und des Volks-Charakters kommt überall zum Ausdrucke. Eine Abtherlung in taktische Körper fand nur insofern statt, als die Insurgentenbanden, welche auftraten, in Gruppen (Cetas) getheilt waren, die aus den Anhängern der betreffenden Führer gebildet und je nach deren Ansehen und Reichthum grösser oder kleiner waren. Durchschnittlich kann eine Ceta auf circa 100 Mann angenommen werden, worauf auch die Bezeichnung hinweist. Eine nicht unbedeu­tende, wenn auch nicht bleibende Verstärkung erhielten die Insur­genten fast durchgehends im Momente des Gefechtes durch die Zuzüge des muhammedanischen Elementes der Umgebung der Kampffelder, welche aber wieder nach Hause zogen, wenn sich die Bande aus der Gegend entfernte. Die Befehlgebung war ganz den patriarchalischen, oder richtiger gesagt, feudalen Verhältnissen entsprechend, auf welchen die Formirung der einzelnen Cetas basirte. Wichtige Massregeln und Anordnungen wurden von den Führern unter sich, oder mit Beiziehung ihrer Anhänger vorher besprochen. Als Disposition für das Gefecht bezeichnete der Führer den Punkt, wo Stellung zu nehmen und zu kämpfen sei; das weitere Benehmen der Cetas oder des Einzelnen ergab sich dann von selbst. Als Verständigung untereinander, besonders im Sicherungs­dienste, dienten Zurufe oder verabredete Zeichen, wie z. B. Schüsse, nachgeahmte Thierlaute etc. Wo reguläre Truppen vorkamen, waren die üblichen Hornsignale in Anwendung, die sich auch bei manchen Insurgentenbanden einbürgerten. Hin und wieder führten einzelne Schaaren auch kleine Fahnen in den slavischen oder türkischen Farben, die an hervorragenden Punkten aufgepflanzt wurden. Die Ausrüstung des Einzelnen war eine höchst einfache und bestand ausser dem Gewehre nur in einer kleinen Patrontasche am Gürtel, dem Handschar und einem kleinen Packe. Die Bewaffnung selbst war in den verschiedenen Insurreetions-Gebieten eine sehr ungleiche. Es darf angenommen werden, dass mehr als ein Dritttheil aller Insurgenten mit Hinterladgewehren der Systeme Winchester und Snider versehen war; ein Dritttheil führte sehr gute Vorderlader, und der Rest allerlei Feuerwaffen älterer Art bis zu den Steinschlössern herab.

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