Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Der Oberbefehl und die Ereignisse im südöstlichen Theile Bosniens

„Sollte wegen Ermüdung der Truppen das Entsenden der Umgehungs - Colonnen nicht thunlich sein, was sehr bedauernswerth wäre, so müssten diese Expeditionen morgen lange vor dem Anbruch des Tages in Marsch gesetzt werden. Es handelt sich eben darum, die Aufständischen von ihrer Rückzugslinie nach Vlasenica abzu­drängen, ihre Verbindung mit dem Gros der Insurgenten im Spreca- Thale abzuschneiden. „Mit der Proviant - Colonne ist auch ein Intendanturs-Beamter, mit Geld versehen, abgegangen, welcher den Auftrag erhielt, gelegent­lich dieser Expedition alles erreichbare Schlachtvieh gegen sogleiche Bezahlung zu requiriren. Auch wurde demselben empfohlen, wenn angänglich, Heuvorräthe anzukaufen und zurückzuschaffen. „Sollten sich während der Expedition in den verschiedenen Ort­schaften Tragthiere mit Packsätteln vorfinden, so sind diese ohne Rück­sicht zu requiriren und sammt den Eigentümern hieher zu senden.“ Gemäss dieser Weisung des FZM. Freiherr v. Philippovic wurden sämmtliche Colonnen zum Halten beordert und neue Dispositionen ausgegeben, laut welchen die rechte Seiten- und die Mittel-Colonne ihre frühere Aufgabe zu lösen, jedoch auf den Lagerplätzen zunächst des Han Bimbasi abzukochen und zu nächtigen hatten. Dagegen sollte die durch die Reserve unter Oberst v. Polz und durch einen Zug Huszárén verstärkte linke Seiten-Colonne unter directem Com­mando des FML. v. Tegetthoff mit Hülfe zweier Wegweiser von Han Brezovica über Bjelastjena, die Bjelava planina und die Abfälle des Vucja Luka in das obere Miljaöka-Thal gegen Kadinoselo rücken. Die Sanitäts-Anstalt und die Munitions-Reserve wurden den einzelnen Colonnen entsprechend zugewiesen; eine halbe Escadron Huszárén hatte unter Befehl des Escadrons-Commandanten bis zum Eintreffen der von Sarajevo am 2. September 12 Uhr Mittags mit eintägigem Verpflegsvorrathe in Marsch gesetzten Tragthier-Escadron Nr. 1 bei Han Brezovica zu verbleiben und sodann an die Mittel-Colonne zu schliessen. Von den drei Colonnen, welche um 1 Uhr Nachmittags den Vor­marsch wieder angetreten hatten, gelangten jene des Oberstlieutenants v. Schluetenberg und Obersten v. Pittel gegen 3 Uhr auf ihre Lager­plätze bei Han Bimbasi im Thale der Miljacka, während die des FML. Tegetthoff nach einem äusserst beschwerlichen Marsche über Tovarnica und Velika Strana, um 7 Uhr Abends bei eintretender Dunkelheit die Gegend von Kadinoselo erreichte. Der Weg führte auf schmalen Pfaden über Felshänge, Steingerölle, sumpfige Stellen und durch dichte Waldungen, so dass die Bewegung der Truppe grössten - theils Mann hinter Mann in einer Colonnenlänge von über zwei Stunden stattfinden musste. Erschwert wurde der Marsch dadurch, dass heftiger Regen über das Gelände sich ergoss und eine Finsterniss erzeugte, welche den Ausblick auf einige Schritte beschränkte. In Folge dessen verloren die Führer — christliche Landleute, — welche früher ver­sichert hatten, die Gegend vollkommen zu kennen, die Orientirung und die Tete war wiederholt bemtissigt, die Marschrichtung zu ändern.

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