Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Ereignisse in der Krajna vom 20. August bis zum 19. September

542 Die Unternehmungen gegen Kljuc. Das mit welligem Ackerland ausgefüllte Thal von Kljuc, sowie die südlichen Höhen werden von einem Ausläufer der Plamenica planina dominirt. Als eine gigantische Felswand, die sich geologisch jenseits des Sana-Durchbruches in dem Zelen vrh fortsetzt, steigt aus den Thalhängen oberhalb Kljuc die Babakai empor. Auf ihr steht, Alles überragend, ein runder Thurm, auf dem Bergsattel das Castell, und hoch am Abgi’unde des Sana-Durchbruches die Ruine zweier anderer Thürme. Das Castell ist durch einen 2—3ra hohen Steinwall gebildet, an dem nach Innen zwei thurmartige Räume angeschlossen sind. Im Hof stehen drei hölzerne Häuser. Von Kljuc führt ein Saumweg nach dem Castell; wird dasselbe vertheidigt, so kann es jedoch nur über den Rücken der Babakai mit Aussicht auf Erfolg angegriffen werden. Die Felsenhöhe mit dem Castell ist dem von Han Cadjavica vor­dringenden Gegner erst dann zugänglich, wenn er sich in den Besitz der südlichen Höhen, welche die Insurgenten mit 3 Erdkaraulen gesichert hatten, gesetzt hat. Der Ort Kljuc besteht aus 226 meist zerstreut liegenden Häusern, die sich nur um die Moschee dichter gruppiren. Am nördlichen Thalhange, gleichsam den Zugang zum Castell bewachend, stehen zwei viereckige Vertheidigungsthürme, die mit einer Mauer unter sich verbunden sind *). Von dem an der Strasse nach Petrovac stehenden muhammedanischen Bethaus (Dschamja) führt ein Fussweg nach Turba- lici, einer zu Kljuc gehörigen Häusergruppe, in welcher sich das Haus des Usejun Aga durch seine Verth ei digungsfähigkeit auszeichnet. Der Ort selbst besitzt keinen besonderen taktischen Werth; sein Besitz ist mit dem Schicksale der umliegenden Höhen verknüpft. Um sich der Oertlichkeiten von Kljuc, dieser Zufluchtsstätte der Insurrection, zu bemächtigen, hatte das VII. Divisions-Commando auf die Mitwirkung der 72. Infanterie-Brigade gerechnet; es war von der höheren Ortes gehegten Absicht, alle grösseren Unternehmungen, ent­sprechend dem Grundgedanken der Mobilisirung der II. Armee, bis zum Eintreffen überwältigender Kräfte zu unterlassen, noch nicht unter­richtet. Das Militär-Stations-Commando in Banjaluka suchte daher noch im Verlaufe des August etwas Entscheidendes zu unternehmen, um einen erneuerten Ueberfall auf Banjaluka zu verhindern und Han Cadjavica zu sichern. Kein Punkt auf der ganzen Travniker Strasse erschien so bedroht, als die Strassenkreuzung bei Han Cadja­vica, wo die wichtigste Communication der Krajna von Bihac über Petrovac nach Kljuc führend, die Hauptstrasse trifft. Hinsichtlich beider Zwecke war nach allen Nachrichten die Einnahme von Kljuc die wirksamste Abhülfe. In Kljuc fanden unzweifelhaft grosse Insur­gentenhaufen ihren Sammelpunkt und in einflussreichen Begs dieses Ortes ihre Leitung. Der Zusammenhang dieser Insurgenten mit jenen in Livno und in Bihac war durch aufgefangene Briefe sichergestellt. *) Die k. k. Truppen gaben ihnen die Bezeichnung „unteres Castell“.

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