Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Occupation der Hercegovina
Die Ereignisse bei Stolac. 317 den hinhaltenden Charakter des Gefechtes vollkommen berechtigten Massregel, hatte das Bataillon trotz des unausgesetzten feindlichen Feuers nur einen Verwundeten. Aus den Ereignissen des 18. und 19. August liess sich mit Sicherheit entnehmen, dass sich die Hauptmacht des Gegners in der linken Flanke der Brigade zusammenziehe und die Communicationen Ci’nici- Domanovic, ebenso wie jene Domanovic-Mostar aufs äusserste gefährdet seien. An eine Aufnahme der für den 19. August beabsichtigten Offensive konnte schon aus dem Grunde nicht mehr gedacht werden, als die einbrechende Dunkelheit weitere Operationen nicht räthlich erscheinen liess. Das zwischen 10 und 11 Uhr Nachts aus der Richtung von Pasic-Han hörbare Geschütz- und Salvenfeuer, sowie das die ganze Nacht über in der Gornja Dubrava ertönende Geschrei und Gewehrfeuer, waren ebensoviele Beweise für die Richtigkeit der obigen Anschauung. Die Truppen brachten daher die Nacht vom 19.—20. unter den Waffen in strenger Bereitschaft zu. Das Nachtgefecht bei Pasió-Han, 19. August. Das unerwartete Stocken der Operation gegen Stolac durchkreuzte nicht nur alle Pläne des Divisions-Commando’s, sondern drohte sogar auch auf den weiteren Verlauf der Occupation der Hercegovina von nachtheiligem Einflüsse zu werden. Die dringenden, wiederholten Bitten um Verstärkung, welche vom Commando der 3. Gebirgs-Brigade im Laufe des 18. mit der Motivirung einlangten, dass die Zahl der Insurgenten stündlich zunehme und letztere die Brigade in Front, Flanken und Rücken umschwärmen, mithin bei einem Vormarsche gegen Stolac die Stellung bei Crnici stark besetzt gelassen werden müsse; dass weiters die ganze Bevölkerung im Rücken der Brigade zu den Waffen gegriffen habe, und endlich die Anzeige, dass die Brigade die feindlichen Stellungen für so stark erachte, dass sie selbe auch nach Einlangen der am 19. ein- treflfenden Verstärkungen nicht mit Aussicht auf Erfolg angreifen könne, Hessen erkennen, dass die Situation von Stolac bedenklich werde und ein kräftiger Impuls durch das Erscheinen des Divisions- Commando’s mit weiterer Verstärkung gegeben werden müsse, sollte das Prestige der k. k. Waffen nicht etwa gefährdet werden. Es war klar, dass es eines energischen Schlages gegen die Insurgenten bedurfte, um sie zu zerstreuen, dass dieser aber unbedingt und rasch geführt werden müsse, damit nicht die Insurrection, das Zögern als Schwäche deutend, neue Nahrung erhalte. Diesen unbestreitbaren Nothwendigkeiten gegenüber war die Lage der Division in der That eine kritische. Im Norden und Osten von Mostar hielten starke Insurgenten - schaaren, welche zu sprengen, die Concentrirung aller Kräfte bei Mostar um so mehr erforderte, als eine Verbindung mit den k. k. Truppen in Bosnien noch nicht hergestellt war und diese dort heftigem Widerstande begegneten. Standen aber auch im Süden starke Insurgentenmassen, Österr. militär. Zeitschrift. 1879. (Mittheilungen des Kriegs-Archivs.) 23