Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Occupation der Hercegovina
306 Die Ereignisse bei Stolac. in lebhaftem Gefechte. Schon im Laufe der Nacht hatten sich wiederholt kleinere Insurgenten-Abtheilungen der Stellung desselben zu nähern versucht; es genügten jedoch stets nur wenige Schüsse, um sie zum schnellen Rückzüge zu veranlassen. Um 5% Uhr Morgens konnte man aber von der Höhe des Lagerplatzes eine etwa 1000 Mann starke Insurgenten-Abtheilung wahrnehmen, welche, mit berittenen Fahnenträgern an der Spitze, in geschlossener Ordnung auf der Strasse von Stolac gegen die Stellung vorrückte. Die beiden Geschütze der schweren Batterie Nr. 8/XII setzten sich unverweilt auf die Distanz von 1800 Schritten mit Hohlgeschossen ins Feuer und schon nach dem ersten Schüsse, welcher mitten in die Masse schlug, stob dieselbe unter wildem Geschrei auseinander. Die Insurgenten sammelten sich indess bald wieder in zwei Haufen, wovon der kleinere, etwa 300 Mann zählende, den Marsch längs der Höhen südlich der Strasse gegen die Front der Stellung des 19. Jäger-Bataillons fortsetzte, während der grössere, 6—800 Mann mit 2 Fahnen, sich über den Rücken der Gornja Dubrava gegen Crnici in die linke Flanke bewegte, wobei er von den beiden Geschützen auf 1000 Schritte ins Feuer genommen wurde. Jene Insurgenten, welche die Nacht in der festen Stellung gegenüber der Front des 19. Jäger-Bataillons zubrachten, hatten sich bis zum Morgen auf annähernd 900 Mann, und wie es die zahlreich sichtbaren Uniformen erwiesen, zum grossen Theile durch Soldaten der regulären ottomanischen Truppen verstärkt. Auch das sich zusehends entwickelnde planmässige Vorgehen der Insurgenten liess auf die Anwesenheit kriegskundiger Führer schliessen. Bis zum Sichtbarwerden der Insurgenten-Colonne auf der Strasse beschränkte sich die Thätigkeit der Gegner in der Front auf vereinzelte Vorstösse schwacher Trupps; erst als die Aufmerksamkeit der kaiserlichen Truppen sich auf die feindlichen Bewegungen gegen die linke Flanke concentrirte, eröffneten die Insurgenten in der Front, gedeckt durch einzelne Gebäude, ein lebhaftes Gewehrfeuer und gingen ungefähr um 8 Uhr Morgens zu einem vehementen Angriffe über. Die Geschütze richteten nunmehr ihr Feuer auf die besetzten Gebäude und beschossen dieselben auf 1000 Schritte erfolgreich mit Hohlgeschossen. Nach dem dritten Schüsse eingeschossen, concentrirten sie ihre Wirkung auf ein grösseres, aus massivem Mauerwerk aufgeführtes Gebäude, welches in rascher Folge 14 Treffer erhielt und von den Insurgenten verlassen wurde. Aber auch die Geschütze verloren in dem heftigen Gewehrfeuer 4 Mann. Die Stärke der eigenen Position, sowie das ruhige, von den Geschützen bestens unterstützte Feuer der Mannschaft liess den feindlichen Angriff baldigst zum Stehen kommen, der nun in ein beiderseits continuirlich unterhaltenes Feuergefecht überging. Während des Angriffes hatte sich eine dritte Insurgenten-Abtheilung südlich gegen Prenj gewendet und beschoss nun die Stellung auch in der rechten Flanke, wodurch die Geschütze einen Verlust von 2 Reit- und 1 Zugpferde erlitten. Die Absicht der Insurgenten lag