Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Occupation der Hercegovina

Vom Einmärsche bis zur Besetzung von Mostar. 293 rung der Bevölkerung, die willkommenen Mittel zu einer ungebundenen Existenz. Nachrichten, welche die Ansammlung bedeutender Insurgenten- schaaren nördlich und östlich von Mostar — bei Zimje (Zirnje polje) und Nevesinje — sowie auch bei Trebinje meldeten, erhielten durch die oben erwähnten Verhältnisse eine erhöhte Bedeutung. Unter solchen Umständen musste nach der Besetzung der Stadt das Vorhandensein zahlreicher türkischer Officiere und regulärer Soldaten in Mostar auf­fallen, und zwar um so mehr, als Ali Pascha, trotz der ihm angebo­tenen Transportmittel, den Abzug mit seinen sich täglich mehrenden Regulären aus Gabela absichtlich verzögerte und dadurch die Ver- muthung rege machte, als halte er sich die Möglichkeit vor Augen, doch vielleicht noch in die Ereignisse zu unseren Ungunsten eingreifen zu können. Die unzweifelhaftesten Nachrichten sprachen ebenso überzeugend wie der Augenschein dafür, dass der Einmarsch der k. k. Truppen im Narenta-Thale erwartet wurde, nachdem die Fortsetzung der Befesti- gungs- und Brückenbauten die allgemeine Aufmerksamkeit dahin gelenkt hatte. Dass also Ali Pascha, wenn er die Nachricht von der wirklichen Einmarschrichtung zu spät erhalten hatte, den Aufstand in Mostar zum Vorwände genommen haben konnte, um seine Truppen ohne einen offenkundigen Act der Feindseligkeit den Verhältnissen entsprechend zu concentriren, lag bei der ohnehin unklaren allgemeinen Situation keineswegs ausser dem Bereiche der Möglichkeit. Jedenfalls musste unter den obwaltenden Verhältnissen auch solchen Vermuthungen Rechnung getragen werden, und dann stellte es sich klar heraus, dass die Kräfte der XVÍII. Truppen-Division nicht ausreichend seien, um die Operationen sofort bis zur vollstän­digen Occupation der Hercegovina weiterzuführen. Diese Erwägungen wurden noch durch den Umstand bestärkt, dass die Occupation in Bosnien des heftigen Widerstandes halber noch nicht über den nörd­lichen Theil jenes Landes fortgeschritten war, und es daher als unzu­lässig und gefährlich erschien, die schon bestehende Lücke zwischen dem 13. Armee-Corps und der XVIII. Truppen-Division noch mehr zu vergrössern. Vielmehr stellte sich als nächste Aufgabe für diese letztere: die occupirten Landestheile militärisch zu sichern und die regellosen Zustände in denselben zu ordnen, die Wiederaufnahme der Operationen aber bis zum Eintreffen der noth wendigen Verstärkungen zu verschieben. Ein am 7. August in Mostar eingelangtes Telegramm des 13. Armee-Corps-Commando’s, womit FML. Baron Jovanovic den Auftrag erhielt, „bei Mostar stehen zu bleiben und bis auf weiteren Befehl nicht vorzugehen, um nicht in ungünstige Verhältnisse zu gelangen“, enthielt die volle Rechtfertigung dieser Beschlüsse. Der momentane Stillstand in den Operationen kam indess der Wiederherstellung geordneter Zustände in den occupirten Landestheilen zu Gute. In Mostar hatte sich die revolutionäre Regierung mit dem Einmärsche der k. k. Truppen von selbst aufgelöst und FML. Baron Jovanovic säumte keinen Augenblick, Vorkehrungen zu treffen, um

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