Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj

Gefechte bei Dolnja Tuzla. 251 leichtflüssigen, durch kein Gepäck behinderten Schaaren der Insur­genten konnte wilder Fanatismus, glühende Kampfeslust, volle Orts- kenntniss und ein auf die kriegerische Vergangenheit des Landes zurückzuführender, nicht zu verkennender militärischer Instinct die mangelnde Schulung des Einzelnen bis zu einem gewissen Grade ersetzen. Ganz abgesehen davon, dass in den letzten Kämpfen deutlich zu erkennen war, wie reguläre türkische Truppen in bedeutender Zahl den Reihen der Insurgenten den nothwendigen Halt gegeben. Ebenso zweifellos war, dass der Gegner durch von allen Seiten herbei­eilende Zuzüge sich verstärke, und dass dies am folgenden Tage in noch grösserem Maasse der Fall sein würde. FML. Graf Szápáry war sich dieser Verhältnisse vollkommen bewusst. Er sah, dass er dem täglich, ja stündlich an Zahl wachsenden Gegner am 10. nur jene wenigen Bataillone entgegenstellen könne, die durch das Marschiren auf grundlosen Wegen ermüdet waren, durch Biwaks bei nahezu ununterbrochenem Regen viel gelitten und am Vortage auf schwierigem Terrain durch 10 Stunden gekämpft hatten. Doch getragen vom unbedingten Vertrauen und der allgemeinen Verehrung seiner Untergebenen, ihrer Hingebung und Ausdauer sicher, beschloss FML. Graf Szápáry am 10. abermals zu versuchen, Dolnja Tuzla zu erreichen und so dem erhaltenen Befehle nachzukommen, falls sich dies nicht als vollkommen unmöglich darstellen würde. Der rechte Flügel der Division hatte in den Kämpfen des ver­gangenen Tages entschiedene Fortschritte gemacht. Zu erwarten war, dass am 10. der auf den Hängen der Ravna Tresnja erreichte Erfolg ohne besonderen Kraftaufwand festgehalten und dadurch die Mög­lichkeit geboten würde, nun auch mit dem verstärkten linken Flügel näher an die Stadt vorzugehen. Hiedurch konnte die Division sich überdies der Strasse nach Nova-Brcka, also der nächsten Verbindung mit der Save nähern. Diese Erwägungen waren für die Führung des Gefechtes am 10. massgebend, wohl aber auch Veranlassung zur Verwendung der geringen Angriffskräfte auf zu weit ausgedehnten Räumen. Der vom linken Flügel durchzuführende Hauptangriff sollte mit einer Umgehung der Stellung des Gegners eingeleitet werden *). Zur Ausführung dieses Unternehmens wurden drei Compagnien (2., 3., 4.) des Linien-Infanterie-Regimentes Czesarewitsch unter Oberst­lieutenant Morocutti bestimmt und diesem zur Führung der Colonne Hauptmaun J. Matzke des Generalstabs-Corps zugewiesen. Um 6 Uhr Früh brach das Detachement aus dem Freilager der Reserve auf und stieg am rechten Ufer des westlich Moluka der Jala zufliessenden Seitenbaches auf einem der Ausläufer der Majevica bis auf dessen höchsten Punkt. Bis nun gegen Norden vorgerückt, nahm Morocutti jetzt Richtung auf Süd-Ost, und trotz theilweise waldigen, *) Siehe Tafel V.

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