Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj
240 Vorrückung bis Dolnja Tuzla. Von der fast durchaus muhammedanischen Bevölkerung der Orte des Spreca-Thales waren unbedingt Feindseligkeiten zu gewärtigen. Waren doch die das Terrain weithin durchstreifenden Cavallerie- Patrullen wiederholt, so insbesondere bei Miricina, mit Flintenschüssen empfangen worden. Noch am Abend des 6. trafen im Divisions-Stabsquartiere zu Gracanica auch Nachrichten ein, welche erwarten liessen, dass der Aufstand bald in der offenen oder versteckten Theilnahme der türkischen Behörden und regulären Truppen neuen Halt gewinnen würde. Nun ordnete FML. Graf Szápáry für den 7. August den Vormarsch nach Dubosnica auf der Strasse gegen Dolnja Tuzla an. Allerdings hätte der Zustand der Truppen und Bespannungen es wünschenswert gemacht, diesen eine längere Rast zu gönnen; die Erkenntniss aber, dass Gefahr im Verzüge und nur thunlichst rasches Vordringen gegen Dolnja Tuzla, sichtbar der Herd des Aufstandes, diesen im Keime ersticken könne, überwog alle anderen Bedenken. Auch die durch Ereignisse der letzten Tage zur Genüge bewiesene Unmöglichkeit, den Nachschub für die Division auf der bisherigen Etapenlinie durchzuführen, musste dem Divisions-Commando den Wunsch nahe legen, möglichst bald Dolnja Tuzla zu erreichen und hiemit sich die kürzere und bessere Nackschubslinie von N.-Brcka zu eröffnen. Nachdem noch die 18. und 19. Compagnie des Reserve-Infan- terie-Regimentes Philippovic nebst einem Zuge Huszárén unter Major von Halper in Gracanica als Etapen - Commando zurückzubleiben hatten und auch künftighin zumindest ein Bataillon zur Bedeckung des Trains erforderlich war, blieben zur Operation gegen Dolnja Tuzla noch 6 Bataillone, 1 Escadron und 3 Batterien mit einem streitbaren Stande von 4866 Mann, 130 Reitern nebst 24 Geschützen verfügbar. Am 7. um 5 Uhr Früh brach die Division in nachstehender Ordnung auf: Vorhut unter Commando des Obersten von Mattanovic: 2. Escadron von Preussen-Huszaren, 3 Züge der Genie-Compagnie nebst den Infanterie - Pionnieren; 1. Bataillon von Alexis mit einer schweren Batterie zwischen den Halb-Bataillonen, Sanitäts-Hülfsplatz-Abtheilung. — Gros unter Oberst von Déesy, die Hälfte des 2. Bataillons von Alexis, 2 Batterien der Divisions-Artillerie, 3. Bataillon von Alexis, Linien-Infanterie-Regiment Czesarewitsch, Rest der Divisions - Sanitäts- Anstalt, Bagagetrain, Tragthier-Escadron Nr. 2, eine halbe Verpflegs- Colonne. — Nachhut ein halbes Bataillon von Philippovic. Die Sicherung der Flanken der vorrückenden Colonne wurde, so weit es die Gangbarkeit der Thalbegleitungshöhen zuliess, durch dort vorgehende Abtheilungen, sonst durch kleine in die Seiten- thäler vorgeschobene Patrullen bewirkt. FML. Graf Szápáry liess vor dem Abmarsche die Truppen ermahnen, sich durch die hinterlistigen Angriffe des Gegners nicht zu Repressalien reizen zu lassen und nur dann von den Waffen Gebrauch zu machen, wo dies unbedingt nothwendig.