Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj

230 Vorrückung bis Dolnja Tuzla. Die Stimmung des muhammedanischen Theiles der Bevölkerung musste um so mehr in’s Gewicht fallen, als die Bekenner des Islam im Sandschak von Zvomik auch numerisch die Ueberlegenheit haben und durch Kriegslust und Tapferkeit im Lande sprichwörtlich bekannt sind. Ihr Fanatismus hatte durch die im letzten serbisch-türkischen Kriege gegen General Alimpic erfochtenen Erfolge neue Nahrung erhalten *). In Berücksichtigung dieser Verhältnisse beschloss FML. Graf Szápáry mit aller Vorsicht vorzugehen, die knapp bemessenen Truppen möglichst vereint zu behalten und für den Schutz der Nachschubslinie in thunlichst ausreichender Weise Sorge zu tragen. Richtung und Beschaffenheit der Communicationen, nicht minder die geschilderten Umstände zwangen zur Vorrückung auf einer Marsch­linie, während anderseits die wirtschaftlichen Verhältnisse der Posavina, wohl auch Rücksichten auf den Zweck der Occupation, es rathsam erscheinen liessen, von ausgedehnten Requisitionen abzusehen und die Verpflegung der Division fast ausschliesslich durch Nachschub sicherzustellen. Um den hiedurch sich ergebenden Schwierigkeiten bei Durchführung der Marschbewegungen nach Thunlichkeit zu begeg­nen, sollte die Division in zwei Colonnen-Staffeln mit dem Intervall von einem Tagmarsche vorrücken, und der erste Staffel durch sämmt- liche Truppen mit ihren Trains, dann durch die Sanitäts-Anstalt und die halbe Verpflegs-Colonne, der zweite durch den Rest der Verpflegs-. Colonne, den Divisions-Munitionspark, die Tragthier-Escadron Nr. 2 und den der Division beigegebenen fünften Theil des Feld-Verpflegs- Magazins Nr. VI gebildet werden. Türkisch - Samac, Gradacac, Gracanica, Dubosnica und Dolnja Tuzla waren als Etapenstationen in Aussicht genommen, und sollte deren successive Besetzung mit Rücksicht auf die Kenntniss der Landessprache durch Abtheilungen des ungarisch-slavonischen Reserve- Regimentes Franz Freiherr v. Philippovic Nr. 70 erfolgen. Am 28. Juli, 11 Uhr 15 Minuten Nachts, war der sehnlichst erwartete Befehl zum Save-Uebergange telegraphisch dem Divisions- Commando zugekommen2). Im Laufe des folgenden Vormittages wurden die Truppen der Division in Oesterreichisch-Samac, Krusevica und Sikirevci concentrirt und gleichzeitig die letzten Vorbereitungen zum Uebergange getroffen. Drei Schleppschiffe der Donau - Dampfschiflffahrts - Gesellschaft waren durch die 3. Pionnier - Feld - Compagnie gekoppelt und derart eingedeckt worden, dass auf der hiedurch gebildeten Plattform Raum für fünf Compagnien oder eine entsprechende Anzahl von Fuhrwerken und Pferden geschaffen war. Der Dampfer „Körös“ sollte diese Fähre remorquiren. *) Im Sandschak von Zvornik leben über 63.000 männliche Muhammedaner und an 47.000, beziehungsweise 12.000 männliche Griechen und Katholiken. 2) „Morgen den 29. Juli mit der Avantgarde die Save übersetzen, den 30. die „Vorrückung antreten und im Rahmen der Euer Hochgeboren bereits bekannten „Dispositionen (siehe pag. 109 und Beilage 8) so regeln, dass Tuzla circa am 5. August „zur Besetzung gelangt.“

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