Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der VII. Infanterie-Truppen-Division bis Travnik

224 Die Ereignisse bei Banjaluka vom 6. bis zum 22. August 1878. lebhaften Feuerkampf. Um 8 Uhr brachten die Insurgenten in Dolnji Seher ein Geschütz gegen das Wasserthor in den Kampf, mussten es aber nach fünf Schüssen, wovon drei Treffer, zurückziehen, da die Schützen des 22. Regimentes die Bedienungsmannschaft weg­schossen. In dem der Südwest-Front des Castells gegenüberliegenden Konak sammelte sich um 8 Uhr 30 Minuten eine grosse Anzahl Insurgenten und brach mehrmals gegen die Mauer angriffsweise vor; doch die Vertheidiger warfen sie stets wieder zurück. Da von diesem Theile der Umfassung Verstärkung verlangt wurde, so sah sich Major Monari genöthigt, die Leichtkranken des Marodehauses, die Spielleute, Traiu- soldaten und Officiersdiener zu bewaffnen und am Walle einzutheilen. Um 10 Uhr 30 Minuten erreichte hier der Kampf seinen Höhe­punkt. Die meisten Verluste hatte der Vertheidiger von dem Minaret der Dschamja zu erleiden, welches vollen Einblick in das Castell gewährte, bis der im Marodehaus krank befindliche Corporal Mazgon des 22. Regimentes eines der vorhandenen Geschütze aus eigenem Antriebe bediente und drei Schüsse gegen das Minaret abgab, worauf die Insurgenten letzteres verhessen. Die Lage der Castell-Vertheidiger war peinlich, weil kein Aus­blick auf den ausser der Stadt hörbaren Kampf gewonnen werden konnte, und weil durch dessen völlige Umschliessung eine Herstellung der Verbindung mit der Vrbas-Caserne nicht möglich erschien. Jede kleinere Abtheilung wäre von den Insurgenten in den engen Gassen massakrirt worden, und ein Ausfall mit einer grösseren Abtheilung hätte das Castell und die zurückbleibende Besatzung preisgegeben. Major von Monari befand sich in der misslichen Lage, einerseits seinen Posten behaupten zu müssen, während es anderseits erspriesslich gewesen wäre, den ausser der Stadt Kämpfenden Unterstützung zu bringen. Letzteres erschien jedoch um so unzulässiger, je mehr es den An­schein gewann, dass die Insurgenten ihre Absicht erreicht hatten, wodurch die Behauptung des Castells eine selbständige Aufgabe ge­worden wäre. In einer Gefechtspause um 11 Uhr 30 Minuten liess Major Monari die Munition ergänzen und Wein verabreichen, worauf das Feuer wieder begann. Kurze Zeit darauf sah man aber berittene Insurgenten-Abtheilungen auf den Hängen des Laus-Berges zurückeilen, und auch die Angreifer des Castells zogen ab. Um 12 Uhr trat Ruhe ein, und um 12 Uhr 15 Minuten kam Hauptmann Derin, welcher sich den Insurgenten glücklich entzogen hatte, mit einigen Leuten der 4. Compagnie in das Castell. Später traf Oberlieutenant de Saracca mit seinem Zuge ein. Er hatte im Innern der Stadt nur mehr wenige Insurgenten angetroffen, welche er niedermachen liess. Da aber um 2 Uhr Nachmittags von Dolnji Seher gegen das Castell neuerdings gefeuert wurde, liess Major Monari einen Zug der 2. Com­pagnie über die Brücke einen Ausfall machen, dem alsbald ein zweiter Zug als Unterstützung folgte. Diese Abtheilungen, von Lieutenant

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