Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der VII. Infanterie-Truppen-Division bis Travnik

treten nahe an den Vrbas heran, und die Häuser der Stadt und von Gornji Seher bedecken dessen Fuss. Auch das Castell erhöht die Verteidigungsfähigkeit nicht, da dieses selbst nur in beschränktem Sinne eine Befestigung genannt werden kann. Vom Laus-Berge dominirt, ja sogar von den umliegenden Häusern, besonders vom Minaret der Dschamja eingesehen, hat es nur jene Bedeutung, welche ein von verfallenen Mauern umschlossener Raum, inmitten einer Stadt, für polizeiliche Zwecke haben kann. Das Castell liegt einerseits hart am Vrbas und deckt die schlechte Brücke über diesen Fluss. Die Umfassungsmauer ist nach ihrem Hauptumrisse ein Trapez, hat an den Ecken Rondells und ist 6—8m hoch und 2m breit; der Graben ist 2m tief und durchschnittlich 5m breit; die längeren Seiten des Castells, welche in der Richtung des Vrbas ziehen, sind 4—500, die kurzen 200 Schritte lang. Im Inneren sind mehrere Gebäude, wovon eines zum Marodehaus eingerichtet worden war. Einige alte Geschütze bilden die Armirung des Castells. In der Hauptgasse der Christenstadt, etwa 1700 Schritt vom Castell entfernt, befand sich das Spital. Der geringe taktische Werth der Stadt veranlasste das Stations- Commando, den Widerstand gegen die Insurgenten an den westlichen Hang des Laus-Berges nächst der Weggabelung vor Sei’asica zu ver­legen. Eigentliche Vortheile sind auch hier für die Vertheidigung nicht zu finden; das Terrain ist unübersichtlich, stark coupirt, mit Gestrüpp und, westlich auf dem Brankovac, mit Wald bedeckt. Der nach Ban­jaluka führende Weg ist nur für Tragthiere practicabel, doch unter den anderen, einerseits über Golesi nach Gornji Seher, anderseits von Prnjavor zum Franziskanerkloster (nächst Petricevac) ziehenden Saum­wegen, die bessere Communication. Nordöstlich Banjaluka’s liegen in der Thal-Ebene die Vrbas-Caserne und der Bahnhof, Steingebäude, welche ebenso wie die zwischen ihnen und der Stadt und Strasse sich hinziehenden Rideaux von den Vor­orten und diese wieder von den Abfällen der Piskavica planina domi­nirt werden. Das Terrain unterstützte daher den Vertheidiger nir­gends gegen einen von Westen kommenden Angriff; dieser war hingegen um so mehr im Vortheile, als der durchschnittlich 100 Schritt breite Vrbas, angeschwollen durch fortgesetzte Regengüsse, den Rückzug nach Osten unmöglich machte. — Schon in der Nacht auf den 14. August trat der Hauptposten bei Serasica durch einen vorgeschobenen Zug mit den Insurgenten in ein leichtes Geplänkel, wobei constatirt wurde, dass sich ein ansehn­liches Insurgentenlager auf l‘/2 Stunden vor der Feldwachenlinie befand. Dieser Umstand, sowie die Meldung des Postens bei Pervan, dass durch Gornja Bistrica etwa 2000 Insurgenten mai'scliiren, Hessen das Stations- Commando nicht im Zweifel über den Angriff mit Tagesanbruch; Aufklärung über dessen Richtung brachte noch während der Nacht die Meldung des Hauptmanns Kovacevic, dass seine Stellung südlich umgangen werde. Auch die Meldung des Hauptmanns Görig, dass der Angriff wahrscheinlich gegen Han Kadina voda gerichtet sei, wo grosse Train-Colonnen standen, bestätigte die obige Meldung insoferne, als sich Die Ereignisse bei Banjaluka vom 6. bis zum 22. August 1878. 217

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