Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Operationen der Haupt-Colonne bis Zenica-Vitez
174 Marsch von Zepce bis zur Vereinigung der VI. und VII. Division bei Zenica-Vitez. bitten müsse. Die Besatzung von Banjaluka sei schwach und die Bevölkerung verharre in drohender Haltung. Das General-Commando in Agram telegraphirte endlich am 10. und 11. August: Am 9. Abends passirten über 1000 bewaffnete Türken mit Wagen und beladenen Tragthieren Novi und schlugen die Richtung gegen Prjedor ein. — Laut Mittheilung des Militär-Commando’s in Zara sei in Livno der türkische Militär-Commandant ermordet und dessen Truppen dem Landstürme einverleibt worden, welch’ letzterer in Stärke von ungefähr 4000 Mann am 10. d. über Skoplje gegen Travnik abgezogen sein soll. Die mit diesen Berichten zur Kenntniss des Commandirenden gebrachten Vorgänge hatten plötzlich eine andere Sachlage geschaffen. Dazwischenkommende Ereignisse haben so oft die besten Entwürfe bei ihrer Ausführung in das Gegentheil Umschlägen lassen. Der Commandant der k. k. Occupations-Truppen in Bosnien und der Hercegovina sah sich durch das Zurückgehen der XX. Division nach Doboj nun vor die Alternative gestellt, entweder dem durch übermächtigen Druck des Gegners zum Rückzug gebrachten linken Flügel des 13. Armee-Corps ausgiebige Hülfe zu senden und dabei die Offensiv-Bewegung gegen Sarajevo vorläufig gänzlich aufzugeben, oder auf die aus dem Innern der Monarchie beizuziehenden Verstärkungen rechnend, den Vormarsch fortzusetzen und so den geplanten Stoss gegen das Herz der Insurrection , die Landeshauptstadt, zu führen. Obgleich FML. Graf Szápárv eigentlich keine Truppen-Verstärkung verlangte, so stand der Feldzeugmeister doch einem schwerwiegenden Entschlüsse gegenüber. Liess er eine von den im Lager bei Zenica versammelten Brigaden Kehrt machen und nach Doboj rücken, so kam sie zur Herstellung des operativen Gleichgewichts im Spreca-Thale sowohl, als zum Schutze der bedrohten Etapenlinie im Bosna-Thale jedenfalls zu spät. Die Entfernungen zwischen Doboj und Zenica betragen 80, zwischen Doboj und Dolnja-Tuzla gegen 70ktn. Die als Etapentruppe verwendete 39. Infanterie-Brigade (General- Major Kaiffel) war ganz zerstückelt: eine der drei Brigaden der VI. Truppen-Division aber hätte zur Zurücklegung der Wegstrecke Zenica-Doboj in Anbetracht des endlosen Trains, dessen Fuhrwerke die Strasse von Brod bis Zenica bedeckten, und durch welche sie sich hätte durcharbeiten müssen, mindestens 5 bis 6 Märsche gebraucht. Das Uebergehen der Brigade bei Maglaj vom linken auf das rechte Bosna-Ufer, um entweder über das Ozren-Gebirge, oder dem Fluss entlang, über Trbuk die Flanke der Insurgenten zu bedrohen und hiedurch ihre Vorwärtsbewegung zum Stehen zu bringen, erschien angesichts der Erfahrungen, welche bei den mehrmaligen Ueberschiffungen der Colonne des Oberstlieutenants Freiherr v. Pittel gemacht worden waren, nicht räthlich. Zweifellos hätte eine, wenn auch nur kurze Beschränkung und Hemmung der k. k. Truppen in ihrer offensiven Thätigkeit den im Gefechte bei Zepce gebrochenen Muth der Aufständischen neuerdings belebt und die Insurrection würde durch neue Zuzüge an Kraft gewonnen haben.