Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Einleitung

8 Vorgeschichte. die Diplomatie in Sistovo verwirkt. Die Trümmer des Loudon’schen Generalat-Gebäudes in der ehemaligen Türkenstadt allein, mahnten als verwitterndes Wahrzeichen noch daran, dass Kaiser Joseph II. und seine Käthe es wohl begriffen hatten, welchen Werth die Festsetzung Oesterreichs auf der Balkan-Halbinsel besitzt. Vom Anfänge unseres Jahrhunderts bis in die neueste Zeit waren Bosnien und die Hercegovina fast beständig der Schauplatz revolu­tionärer Bewegungen. Vom Jahre 1826 bis 1832 nahmen die Kämpfe zwischen der reformatorischen Centralgewalt in Constantinopel und dem seine Privilegien vertheidigenden Provinzialadel kein Ende, bis endlich Beschid Pascha den Aufstand mittelst Waffengewalt unterdrückte; der momentan hergestellte Friedenszustand aber blieb nicht lange aufrecht, denn die Jahre 1836, 1837 und 1839 hatten neue blutige Erhebungen im Gefolge. Während dieser inneren Unruhen unternahmen die raub­lustigen muhammedanischen Begs Bosniens zu verschiedenen Malen Einfälle in das benachbarte österreichische Gebiet und die k. k. Regierung sah sich gezwungen, da ihre Reclamationen bei der ohnmächtigen Pforte keine Berücksichtigung fanden, zur Selbsthülfe zu schreiten. Im Jahre 1831 sandte der Commandirende in Croatien, FML. Graf Lilienberg, den Cordons-Ober-Commandanten, FML. Freiherrn von Milutinovic, mit den Brigaden General-Major Novak und Rukavina über die Grenze; 1834 rückte General-Major Rukavina mit 4000 Mann auf Befehl des Commandirenden in Agram, FML. Freiherr von Vlasits, in Türkisch-Croatien (Kraina) ein; 1835 liess General-Major Freiherr von Waldstätten den befestigten Ort Vakuf mit der Veste Avala beschiessen, General-Major Rukavina die Orte Terzac und Gross-Kladus in Brand stecken, bei welcher Gelegenheit es nächst Sboriste, Vakuf, Prosiceni Kamen, Terzac, Gross-Kladus zu hartnäckigen Gefechten kam; 1836 lieferte General-Major Freiherr von Waldstätten bei Izacic und Turia den Aufrührern Bosniens verlustreiche Gefechte. Diese bewaffneten Einfälle in das benachbarte türkische Gebiet und die dabei geübten strengen Repressalien führten kein diplomatisches Zerwürfniss herbei. Der Divan erkannte die österreichischerseits genommene Selbsthülfe als einen Act der Nothwehr gegen ausserhalb des Gesetzes stehende Rebellen an. Der 1839 veröffentlichte Hattischerif von Gülhane mit seinen ausge­sprochenen reformatorischen Grundsätzen, und zwar: Gleichberechtigung aller Unterthanen, Abschaffung der Capitänschaften mit der alten Adels­verfassung, Einführung einer neuen Verwaltung etc., hatte von Jahr zu Jahr mehr Unzufriedenheit in dem von unterdrücktem Grolle erfüllten Geiste der muhammedanischen Feudalherren in Bosnien erzeugt, so dass 1849 abermals eine Empörung zum Ausbruche kam, an der sich auch die Hercegovina unter ihrem Vezir Ali Pascha Rizvanbegovic betheiligte. Auch diesmal wieder überschritten bosnische Räuberbanden die österreichische Grenze und gaben dem Obersten Freiherrn von Jellacic die Veranlassung, mit dem unter seinem Commando stehenden 1. Banal - Grenz-Regimente in die Kraina einzubrechen und als Repressalie Podzvizd zu zerstören.

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