Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino

54 Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino. Corps bei Guidizzolo hätte keinen wesentlichen Einfluss auf den Gefechtsverlauf bei Solferino nehmen können. Die diesen beiden Heerestheilen gegebene Operations-Richtung, welche den Franzosen nicht verborgen geblieben, wäre für den Commandanten des 3. französi­schen Corps (Marschall Canrobert) sowohl, als für jenen des 2. Corps (Marschall Mac Mahon) der Antrieb geworden, das 4. Corps (Niel) im Kampfe zu unterstützen; Letzterer durch das Ergreifen der Offensive von Cä Morino auf Guidizzolo, um den Verstärkungen der Österreicher in der Besetzung von Cä Nuova und Guidizzolo zuvorzukommen, Ersterer durch das Vorschieben seiner noch intacten Abtheilungen von Castel Goffredo über Medole gegen Guidizzolo. Die Behauptung erscheint nicht zu gewagt, dass Marschall Mac Mahou nach der Ein­nahme von Guidizzolo durch das Vorgehen von hier nach Cavriana oder Volta das I. und Gardecorps bei der Erstürmung von Solferino wirksamer unterstützt haben würde als durch seinen Vormarsch von Cä Morino gegen S. Cassiano. Gemäss der um 9 Uhr Vormittags erlassenen ersten Vorrückungs- Disposition wurde das 7. Armee-Corps zur Unterstützung des 5. Corps nach Solferino beordert. Der Commandant des ersteren Heerestheils, welcher den betreffenden Befehl nicht erhielt, dirigirte demzufolge auf Grund der Tags zuvor ertheilten Directiven eine seiner Divisionen über S. Cassiano gegen Castiglione, die andere über Guidizzolo gegen Prede. Die Spitze der letzteren Abtheilung langte gegen \i/2 Uhr bei Guidizzolo an, ohne dass das Commando der I. Armee von dieser Verschiebung in Kenntniss gesetzt worden wäre. Gegen 1 i/2 Uhr, als Eine Division des 7. Armee-Corps die Gegend von Guidizzolo behufs Verstärkung der Truppen der I. Armee erreicht hatte, war das ganze 9. Armee-Corps und auch schon Theile des 3. und 11. Armee-Corps vom Kampfe völlig erschöpft und beschränkten sich nur noch darauf, im Gefechte ausharrend, den Vorstoss frischer feindlicher Kräfte abzuweisen. Die Cavallerie- Division Mensdorff war nach einem erfolglosen und matten Ringen, wobei ihre Artillerie Verluste erlitten hatte, nach Val del Termine zurückgegangen, die Cavallerie - Division Zedtwitz befand sich vom Schlachtfelde entfernt in Goito, die Infanterie-Division Jellacic des 2. Armee-Corps stand ausserhalb des Gefechtsbereiches bei Redon- desco, die Infanterie - Division Ritter des 1(U Armee - Corps erreichte Mantua. Auf feindlicher Seite hingegen war die Tete des 2. französischen Corps (Mac Mahon) in die Gegend von S. Cassiano gelangt; das 1. französische Corps (Baraguey d’Hilliers) hatte sich in den Besitz des Aussenfeides von Solferino gesetzt; das Garde-Corps stand ihm schon helfend zur Seite.

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