Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino
42 Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino. jenige zu verfügen, was das 9. Armee-Corps-Commando selbständig, d. h. aus eigener Initiative veranlasst hatte, nämlich: ein Drittel der Mannschaft während der Nacht zum 24. Juni Bereitschaft halten und sämmtliche Truppen am 24. mit Tagesanbruch gefechtsbereit stehen zu lassen. Nach den Meldungen des Majors von Appel, nach den Vorposten - Berichten des 9. Armee-Corps von der starken Besetzung Carpenedolo’s durch die Franzosen und ihren Patrullengängen bis Medole, des 5. und 8. Armee-Corps von der Festsetzung des Feindes bei Rivoltella und S. Martino, das Sichtbarwerden seiner Lager auf den Höhen von Castiglione und Lonato etc. hätten unbedingt, ohne jede Einwirkung der Oberleitung, am 23. Abends noch die Gefechtsbereitschaft angeordnet und die Gefechtsstellungen ausgemittelt und besetzt werden sollen. Zu diesem Behufe waren die beiden Armee-Hauptquartiere nach Cavriana und Guidizzolo zu verlegen; der rechte Flügel — 8. Armee- Corps — hatte 1 Infanterie-Brigade und die Corps-Cavallerie nach S. Martino, das Centrum — 5. Armee-Corps — 1 Division nach Le Grole, die Cavallerie-Division Mensdorff 1 Regiment über Casa Andreotti gegen Cä Morino vorzuschieben, das 1. Armee-Corps mit allen Abtheilungen nach S. Cassiano, die Cavallerie-Division Zedtwitz nordwestlich von Guidizzolo zu rücken, das 3. Armee-Corps 1 Infanterie-Brigade mit der Corps-Cavallerie nach Cä Morino zu detachiren, der linke Flügel — 9. Armee-Corps — endlich nicht, wie es thatsächlich geschehen, blos mit 1 Bataillon von 4 Compagnien und 2 Geschützen, sondern mit der ganzen Division Crenneville den wichtigen Ort Medole zu besetzen. Der Aufmarsch des k. k. Heeres war, obgleich nicht ermittelterweise für den Zusammenstoss am 24. Juni nicht berechnet, dennoch derart strategisch richtig angeordnet, dass alle Armee-Theile auch unter diesen unerwartet eingetretenen Verhältnissen auf den entscheidenden Punkten rechtzeitig ein treffen konnten. Die strategische Vorbereitung zur Schlacht war bei den Österreichern am 23. Juni Abends in allen Beziehungen vollendet: Die Zusammenfassung überlegener Kräfte, die Breite und Tiefe ihrer Front, welche ermöglichten, sie sämmtlich rechtzeitig zur Entwicklung gelangen zu lassen, das sich dar bietende Schlachtfeld, welches die ausgiebigste Verwendung aller Waffen zuliess, das einheitlich bestehende Commando, kurz alle Verhältnisse, unter denen eine günstige Waffenentscheidung mit Berechtigung erhofft werden konnte. Die Hauptkräfte beider Armeen waren nicht nur auf dem engen Raume von kaum Einer Geviert-Meile — 0‘575 □ Myriameter — sowohl nach dem Terrain und nach den muthmasslichen Bewegungen des Gegners, als auch mit Bezug auf die Kräftevertheilung richtig gruppirt, sondern es war auch bei