Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
Der Friede von Vasvár. 31 seitigen Abmachungen die Operationen bis zur Verkündigung des Friedens ungestört fortgesetzt werden sollten, so war selbst mit der sogenannten ersten Ratification das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Grossvezier, als direct verhandelnder Theil, mit den Verhältnissen bekannt, konnte nicht wünschen durch einen ernsten Zusammen- stoss mit dem kaiserlichen Heere, den status quo noch in letzter Stunde möglicherweise zu seinen Ungunsten verändert zu sehen. Er wich daher sorgfältig jeder feindlichen Begegnung aus und trachtete nur, ungefährdet den Donau-Ubergang Gran zu gewinnen, von wo aus er dann, im Vereine mit der, bei Neuhäusel stehenden Armee, nöthigenfalls das Schwert weit gewichtiger in die Wagschale werfen konnte. Wie bekannt, gelang ihm dies, Dank dem Verhalten der kaiserlichen Alliirten, auch vollkommen. Ganz verschiedene Intentionen belebten die Operationen des kaiserlichen Heeres, wo man von den Friedensverhandlungen keine Kenntniss hatte und den Impuls von Wien aus erhielt. Der Kaiser war nicht so bald im Besitze des von Reninger übersendeten Vertrages, als er auch den Entschluss fasste, die Ratification so lange als nur möglich zu verzögern, um inzwischen durch Erfolge im Felde, die Friedensbedingungen zu seinen Gunsten umzugestalten. Vor Allem galt es die Eroberungen in Ober-Ungarn festzuhalten und wo möglich Neuhäusel wieder zu nehmen. Besonders letzteres war des Kaisers heissester Wunsch, und auch Fürst Portia betheuerte : „er wolle gerne einen Finger von seiner Hand geben, wenn es geschähe *).“ An Montecuccoli ergiengen fast mit jedem Couriere dringende Mahnungen, den Intentionen des Kaisers nachzukommen, und in Wien entfaltete sich nun der regste Eifer in Allem, was die Kriegsangelegenheiten betraf. In einer am 16. August auf Befehl des Kaisers unter Vorsitz des Fürsten Portia abgehaltenen Conferenz des Hofkriegsrathes und der Reichs-Kriegsdirectoren wurde der Angriff auf Neuhäusel definitiv beschlossen. Den Hauptangriff sollte Feldmarschall Graf Sparr führen, den zweiten de Souches, und den dritten die Auxiliär-Völker, nebst allen sonst disponiblen Truppen in ein Corps vereint. Der General- Zeugmeister und Kammerpräsident Graf von Traun erhielt den Auftrag, alles Nöthige vorzubereiten, und auch die Kriegsdirectoren versprachen, alle Kräfte einzusetzen, um Neuhäusel wieder zu nehmen * 2). Der gegebenen Zeit und den verfügbaren Mitteln nach, war, selbst nach eingetretener Nothwendigkeit die Operationen auf das linke Donau-Ufer zu verlegen, kein Grund vorhanden, an dem günstigen Erfolge eines Unternehmens gegen Neuhäusel zu zweifeln; auch war, wie aus der Darstellung der Operationen ersichtlich ist, Montecuccoli ‘) Leslie an Montecuccoli. Kriegs-Archiv; Fase. VIII, 130. 2) Ebendort.