Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. II. Major Moriz Edlen von Angeli: Die kaiserliche Armee unter dem Ober-Commando des Markgrafen Ludwig von Baden in den Feldzügen 1689-92 gegen die Türken - A. Der Feldzug 1689 in Serbien

162 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Am 13. August brach auch die Armee, mit Proviant auf 24 Tage versehen, auf und erreichte nach dreitägigem Marsche durch dichte Wälder am 15. Grabovac. Unter günstigen Verhältnissen hätte nun in 6 bis 7 Tagen Nis erreicht werden können; allein ein fünftägiger Regen verwandelte das ganze Resava-Thal in einen See, so dass der Marsch nur mit Hilfe zahlreicher Brückenschläge unter den grössten Schwierigkeiten bis zum Königsfelde gegenüber Jagodina fortgesetzt werden konnte, wo am 20. das Lager aufgeschlagen wurde. Die Pro­viantwagen, sowie die Brückenwagen mit 60 kleinen Schiffen, die der Markgraf des freien Uferwechsels halber mit sich führte, konnten jedoch auf den grundlosen Wegen der Armee nicht folgen und mussten unter Bedeckung zurückgelassen werden. Der Vormarsch der kaiserlichen Armee war so gut eingeleitet worden, dass er dem Feinde gänzlich unbekannt blieb, und der Seraskier, seinen Gegner noch immer bei Semendria vermuthend, von Krusevac auf Jagodina vorgegangen war. Das unerwartete Erscheinen des kaiser­lichen Heeres in der rechten Flanke rief eine solche Bestürzung her­vor, dass die türkische Armee in fluchtähnlicher Eile wieder gegen Krusevac zurückgieng. Um sich über die Bewegung des Feindes Gewissheit zu ver­schaffen, liess der Markgraf von Baden eine Abtheilung von 30 Dra­gonern durch den Fluss setzen, welche einen Theil des feindlichen Trains zerstörte und einen Gefangenen einbi’achte, der bestätigte, dass sich die Armee in Verwirrung gegen Nis ziehe. Hätte nicht Mangel an Vorräthen die kaiserliche Armee zurück­gehalten, so wären in einer raschen Verfolgung des fliehenden Gegners die Mittel geboten gewesen, denselben mit leichter Mühe für diesen Feldzug unschädlich zu machen; allein die Proviant-Colonne war noch nicht zur Stelle; sie hatte in sechstägiger Anstrengung kaum drei bis vier Stunden Weges zurückgelegt ’) und konnte vor fünf bis sechs Tagen nicht im Lager eintreffen. Die Unbeweglichkeit, zu welcher die kaiserlichen Truppen hiedurch gezwungen waren, gewährte dem Feinde Zeit, sich zu sammeln und am 23. bis 24. August wieder seine frühere Stellung bei Jagodina einzunehmen. Ungeachtet aller Schwierigkeiten war jedoch der Markgraf keines­wegs gewillt, unthätig zu bleiben, sondern beschloss die Morava zu übersetzen und den Feind am linken Ufer zur Schlacht zu nöthigen, bevor sich derselbe durch die in nächster Aussicht stehende Ankunft der Truppen des Grossveziers verstärkt haben würde. Da die Brücken­wagen nicht zur Hand waren, benützte der Markgraf die Überreste einer von den Türken im Vorjahre zerstörten Brücke, von der noch acht Joche standen, zum Übergange; schon waren die Arbeiten im ') Bericht des Markgrafen von Baden, 26. August. Kriegs-Archiv; Fase. VIII, 13.

Next

/
Thumbnails
Contents