Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (1876)

Die Schlacht von Königgrätz

Die Schlacht von Königgrätz. 31 Feind zog sich eiligst über eine sanft ansteigende Höhe in den dich­teren Wald zurück — und unterhielt fortwährend ein lebhaftes Feuer. Der Sturm des ersten Treffens wurde nun auf den dichteren, stark besetzten Wald erneuert; die Abtheilungen, durch ein heftiges Feuer in Front und linker Flanke (wo der Wald einen Vorsprung hatte) bedeutende Verluste erleidend, begannen zu wanken und zurück zu eilen; da liess ich Sturm schlagen und blasen, rückte mit dem Bataillon vor, in der Absicht, das 1. Treffen aufzunehmen; doch die weichen­den Abtheilungen, mich erblickend, drangen mit frischem Muthe im Sturme vor, und es gelang ihnen, den Wald zu nehmen. — Durch die im Beginn der Vorrückung bewirkte Ziehung nach rechts war die Verbindung links unterbrochen, und in der linken Flanke unterhielt der Feind noch ein lebhaftes Feuer. Um denselben zu vertreiben und die Verbindung herzustellen, sandte ich die 7. Compagnie in die Feuer­linie und stürmte mit meinem schwachen Bataillon auf den Feind, welcher sich zurückzog. Ich stand nun in erster Linie, rechts geschlossen an das Regiment Erzherzog Carl Ferdinand Nr. 51, links in Verbin­dung mit dem ebenfalls vorgerückten 1. Bataillon Erzherzog d’Este Nr. 32. Der Feind zog sich fortwährend fechtend, jede Deckung zu einem Halt benützend, zurück. Zweimal passirten wir Waldblössen, und drangen erneuert mit Sturm in den Wald; das Bataillon war stets in der musterhaftesten Ordnung, trotzdem, dass es schon zwei Officiere (Herrn Oberlieutenant Baron Holz, Lieutenant Pokorny) und viel Mannschaft verloren hatte. Während der Vorrückung nun kam Herr Oberlieutenant Brigade-Adjutant Ney zu mir, um im Aufträge des Herrn Brigadiers nach meinem Namen zu fragen, und rühmte die Leitung und Tapferkeit des Bataillons. In dem Momente von dessen Anwesenheit passirten wir eine Schlucht und stiessen auf eine dichtbewaldete, sich gegen die rechte Flanke hinziehende, ziemlich steile Anhöhe, wurden von dort plötzlich auf kurze Distanz von dem heftigsten Gewehrfeuer empfangen und zurückgedrängt. Bei dieser Gelegenheit stürzten sich fliehende Abtheilungen des Infanterie - Regiments Nr. 51 in mein schwaches Bataillon, trennten und zerrissen dasselbe; gleichzeitig wurden mir und dem Herrn Lieutenant-Adjutanten die Pferde erschossen, wir stürzten; als ich mich schmerzhaft, zerschlagen, ohnedem noch schwach von der bei Skalitz erhaltenen Wunde erhob, hatte ich nur wenige Mann, den Herrn Adjutanten und Fahnenführer Horaczek neben mir. Der Feind drängte unaufhaltsam von den Höhen in unserer rechten Flanke gegen die Rückzugslinie vor. Plötzlich war ich vom Feinde, Abtheilungen des preussischen 72. Regiments, fast eingeschlossen; ein Entkommen nicht mehr möglich sehend, stürzte ich mich mit Herrn Adjutanten und Fahnenführer in ein dichtes Gebüsch, und es gelang uns vereint, im dichtesten Kugelregen, die geringen Reste unserer Fahne * *

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