Katolikus gimnázium, Miskolc, 1895, A gimnázium története
69 Schule mit Mühe erlernt hat. Dasselbe Interesse der Schüler gebietet, dass sich die von ihnen geforderte Orthographie von der im Lesebuche der Schule b folgten möglichst wenig unterscheide ; die ortographischen Uehungen und die Leseübungen wirken sonst hemmend aufeinander, statt einander zu fördern. Mit Entschiedenheit zu fordern ist endlich, dass die jedesmaligen Lehrer der deutschen Sprache sich über die von den Schülern zu fordernde Orthographie genau im Einzelnen verständigen, damit nicht der leicht mögliche Fall eintrete, dass den Schülern in der einen Klasse als Fehler angerechnet werde, was in der andern Klasse von ihnen gefordert ist. Um die Schüler zu der schon in den ersten beiden Klassen unerlässlichzu erreichenden Sicherheit in der Orthographie zu bringen, nimmt das Einprägen von Regeln nicht eine so wichtige Stelle ein, als das Anstellen wohl geordneter und allseitig benützter Uehungen. Desshalb ist für die beiden untersten Klassen ausser derjenigen Uebung, welche schon in den häuslichen schriltlichen Aufsätzen mit enthalten ist eine Stunde der Woche ausdrücklich zur Einübung der Orthographie durch Dictandoschreiben bestimmt Das scheinbar Mechanische des Dictandoschreibens kann der Lehrer leicht um vielers mindern, und zugleich durch den Inhalt der Dictate und die Form des Dictirens noch andere didactisch wichtige Zwecke mit erreichen. Es bedarf nur einer Verständigung mit den Lehrern der Geographie, der Geschichte und Naturgeschichte, um den Dictaten, ausser ihrem nächsten orthographischen Zwecke, noch eine anderweite Bedeutung für das ganze des Unterrichtes zu geben. Im Dictiren selbst aber halte der Lehrer streng darauf, nur einmal aber deutlich, die nachzuschreibenden Worte vorzusprechen ; die hiedurch an die Schüler gestellte Forderung ist nicht zu hoch, wenn der Lehrer nur allmählig dazu fortschreitet, selbst längere Satzglieder in einem ununterbrochenen Zusammenhänge vorzusprechen ; sie ist unerlässlich um die Pflicht strenger Aufmerksamkeit geltend zu machen. Ferner didire der Lehrer die Interpunktionen nicht, sondern gewöhne die Schüler, sie unmittelbar beim Schreiben selbst zu setzen; ein anfangs zu grösserer Stärke hervorgehobener, später aber auf das natürliche Mass sich beschränkender Redeaccent, welcher auch im Dictiren zu bewahren ist, gibt hiezu die hinreichende Erleichterung. Kaum erwähnt zu werden braucht, dass in die Dictate für die zweite Klasse, ausser der übrigens steigenden Schwierigkeit, auch die im gewöhnlichen Schriftgebrauche am häufigsten vorkommenden Fremdwörter aufzunehmen sind. Die Nachschriften der Schüler hat derLehrer jedesmal sämmtlich zu Hause zu corrigiren. d. h. die gemachten Fehler zu unterstreichen und unter die Arbeit ein Urtheil zu schreiben, In der folgenden orthographischen Stunde gibt er dann eine Uebersicht über die Abstufung unter den Leistungen der Schüler, und geht im Allgemeinen das Dictat so durch, dass jeder Schüler die von ihm gemachten Felder hiernach zu berichtigen im Stande ist ; diese allgemeine Correctur ist die natürlichste Veranlassung zur Wiederholung und Erklärung ortos graphischer Regeln, gegen welche gefehlt ist. Jeder Schüler hat dann zu Hause bis zunächsten orthographischen Stunde die von ihm gemachten Fehler zu berichtigen, oder da ganze Dictat, wenn es zu viel Fehler enthält, nochmals abzuschreiben und mit dem Abgeben des nächsten Dictates der Controlore des Lehrers zu unterwerfen. Es wird demnach die zu den orthographischen Uebungen bestimmte wöchentliche Stunde abwechselnd einmal zum Dictiren eines Dictates, das andere Mal zur Rückgabe der Correctur, Wiederholung von Regeln oder Einprägung neuer Regeln verwendet. Der in der Correcturstunde etwa übrig bleibende Theil der Lection kann der Lectüre aus dem Lesebuche zufallen, welches überhaupt für jede deutsche Lehrstunde von den Schülern mitzuhringen ist. c) Lesen, Sprechen, Vortragen. Richtiges und ausdruckvolles Lesen der Muttersprache, Sicherheit des Sprechens und des Vortrages in der selben — diese Forderungen werden unbedingt an Jeden gestellt, der auf Bildung Anspruch macht Wenn Jemand mit einer im häuslichen Kreise gewonnenen frühzeitigen Gewöhnung an richtiges Sprechen und angemessenen Ausdruck noch überdiess Sinn und Talent für Sprache verbindet, so hat die Schule nur wenig hinzuzuthun, um jene Forderung zu erfüllen; hingegen um dieselbe allgemein, bei allen ihren Schülern zu erreichen, sind dauernde, regelmässige, sorgfältig angestellte Uebungen ein unerlässliches Erforderniss. Da diese Uebungen an ein in den Händen der Schüler befindliches Lesebuch sich anschliessen, und von diesem den vielseitigsten Gebrauch machen müssen, so ist die Wahl eines in aller Weise angemessenen Lesebuches von besonderer Wichtigheit, wenn dieser Unterricht günstigen Erfolg haben soll. Die grosse Anzahl der zu solchem Zwecke erschienenen und noch jährlich neu erscheinenden verschiedenen deutscher Lesebücher erleichtert nicht eben sehr die Wahl, vielmehr beweist gerade jene Menge stets erneuerter Versuche, wie schwer es ist, den sämmtlichen an ein Gymnasiallesebuch gleichzeitig zu stellenden Forderungen vollkommen zu genügen. Denn es darf ein solches Lesebuch bei aller Mannigfaltigkeit der Form, in welche es den Schüler