Katolikus gimnázium, Miskolc, 1895, A gimnázium története

65 Als schriftliche Arbeiten dienen dem grammatischen Unterrichte wöchentlich ein häus­liches Pensum, und alle 14 Tage eine Composition von einer ganzen Stunde. Ueber die Gor- rectur derselben gilt dasselbe, wie hei Klasse I. und II. ; dass die Aufgabe und die Correctur dieser schriftlichen Arbeiten so wie die Bearbeitung der Compositionen in die der Grammatik bestimmten Stunden fällt, und nicht die Zeit dazu den Lectürestunden abgebrochen werden darf, versteht sich von selbst, da jene Arbeiten eben ein Tneil der grammatischen Uebungen sind. Am erfolgreichsten sind diese Aufgaben, wenn der Lehrer selbst den Stoff dazu aus der eben in der Klasse vorgekommenen Lectüre entlehnt, indem er deren Inhalt und Wortschatz zur Anwendung der in den grammatischen Stunden durchgenommenen Regeln verwendet. Hat der Lehrer hiezn keine Zeit, oder traut sich nicht die erforderliche Sicherheit und Gewandt­heit zu, so sind unter der gro sen Zahl vorhandener Uebungsbücher für diese grammatische Stufe besonders zu empfehlen : die Uebungsaufgaben von Joh. Gruber und von Süpfle. Die Versetzungsprüfung hat in dieser und den folgenden K'assen, der Einrichtung des Unterrichtes selbst entsprechend, zweierlei Gegenstände : eine in der Klasse angefertigte Com­position über die in den Lectionen durchgegangenen grammatischen Regeln, mit Anwendung des Wortschatzes der Lectüre; sie muss von groben Fehlern im Ganzen frei sein ; und zweitens mündliche Uebersetzung aus dem gelesenen Autor. Der Schüler muss Leichtigkeit zeigen im Uebersetzen in der Klasse gelesener Stücke, und Fähigkeit, sich in die noch nicht gelesenen Stücke, unter Angabe etwa vorkommender seltener Vocabcln zu finden. c) Die Lectüre der lateinischen Autoren. Welchen Zweck die lateinische Lectüre hat, ist schon durch die Auswahl und Anord­nung der Schriftsteller im Lectionsplane angedeutet und oben näher bezeichnet. Zur Erreichung dieses Zweckes sind besonders wichtige Momente : erstens dass die Thä- tigkeit der Schüler für die Lection durch vorherige Präparation beansprucht werde, denn hiedurch allein erstarkt der Schüler allmälich zu selbständiger, ihn erfreuender Lectüre ohne Hilfe von Lehrer, Commentar oder Uebersetzung; dann dass die Spannung der Aufmerksam­keit durch die Erklärung erhalten und dass, als zu einem befriedigenden Abschlüsse, zu einer treuen und geschmackvollen Uebersetzung gelangt werde. a) Präparation. Der Lehrer gibt für jede folgende Stunde einen folgenden Abschnitt des zur Lectüre vorliegenden Schriftstellers auf, damit jeder Schüler erstens die ihm unbekann­ten Worte aufschlage und fest lerne, und zweitens den Abschnitt selbst zu verstehen und übersetzen zu können sich bemühe. Er beginnt dann die Lec'ion damit, einzelne Schüler zur Uebersetzung der einzelnen Theile des aufgegebenen Abschnittes aufzurufen, aber nicht etwa sogleich selbst das Aufgegebene zu übersetzen. D e Schüler lernen an den Fehlern, die sie machten oder zu machen vorhatten, mehr, als an dem ihnen mühelos dargebotenen Richtigen. Fehler gegen d e Gesetze der lateinischen Construction oder der Muttersprache, in welche der Schüler bei diesen Uebersetzen verfällt, berichtigt der Lehrer sogleich, oder lässt sie durch andere Schüler berichtigen. b) Erklärung. Die von dem Lehrer, natürlich unter möglichs'er steter Hinzuziehung der Thätigkeit der Schüler, nach beendigtem Ueberse'zungsversuche der Schüler zu gebende Erklä­rung hat alles einzuschliessen, was zu gründlichem und für die specielle Bildungsstufe voll­ständigem Verständnisse das Einzelnen und Ganzen erforderlich ist, aber eben so alles aus- zuschliesen, was hiezu nicht ausdrücklich dient. Wie diese Grenze in jedem einzelnen Falle zu ziehen, ändert sich nach Massgabe des Standpunktes in der Befähigung der Schüler, wie des Inhaltes und der Form des gelesenen Schriftstellers; es muss aber die richtige Wahl für den Lehrer, auch in den untersten Klassen, wo die angemessene Ausführung der Interpretation nicht leichter ist, als in den obeivn ; jedesmal Gegenstand eines vorausgehenden Nachdenkens sein, eines Nachdenkens welches in Benützung tüchtiger Schulausgaben eine erpriessliche Nahrung finden wird. So viel indessen leuchtet ein, ohne Eingehen auf Späcialitäten, dass auf den frühem Stufen der Lectüre die grammatische Seite der Erklärung ein bedeutendes Gewicht haben muss; denn die Verbindung der Worte und Salze muss genau aufgefasst werden, damit sogleich vom Anfänge her der sittlich wie wissenschaftlich verderblichen Oberfiächlickkeit, dem blossen Herumratben gesteuert werde; desshalb darf aber der Lehrer sich nicht nachsehen, dass er den Schülern Dinge erst noch erkläre, welche ihnen olinediess verständlich sind, oder dass er die Worte des Schriftstellers zu bequemer Anknüpfung von allerhand grammatischeu Bemerkun­gen benütze. AVenn dann in den mittleren urig ol eren Klassen an die Stelle blo s gramma­tischer Bemerkungen öftes stilistische, synonymische und ähnliche trelen müssen, so ist hiebei wohl zu ei wegen, dass eine die verwandten lateinischen Worte möglichst unterscheidende Strenge der Ueberse:zung und e;ne Treue im Aufreclitlialten des Sprachcharakters der fremden und der Muttersprache, welche die stilistischen Unterschiede ausdrückt, — dass diese als eine 5

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