Marisia - Maros Megyei Múzeum Évkönyve 34-35/3. (2015)

Dorin-Ioan Rus: Regionalgeschichten des Waldes in Rumänien

Marisia XXXIV-XXXV Im Rahmen dieser Darstellung des Alltagslebens erwähnt der Autor auch die Waldarbeiten, die während des Winters durchgeführt wurden.200 Der letzte Beitrag „Waldgrundbesitzer und bäuerliche Waldarbeiter. Beiträge zur Geschichte der Bildung der bäuerlichen Forstindustrie in dem Komitat Kolos - 1796-1848“ präsentiert aus marxistischer Sicht der Familie Banffy die Ausnutzung der Wälder auf dem Gebiet Unghiul Calatei im Komitat Kolos und die Beteiligung der dort wohnenden rumänischen Bauern an der Entwicklung der Holzverarbeitungsindustrie. Die Familie Banffy habe versucht, die kleinen Sägemühlen der Rumänen zu vernichten oder zu schädigen, indem sie Maßnahmen zur Bewachung der Wälder und Versperrung des Holztransportes sowie gegenüber den Bauern bei Nutzung ihrer Sägemühlen Zwang ausübte.201 Der Verfasser meinte, dass sich trotz dieser Maßnahmen die kleine holzverarbeitende Industrie der rumänischen Bevölkerung entwickelt habe. Die Familie Banffy andererseits habe viel Geld aus diesen Taxen für die Nutzung der adeligen Sägemühlen gewonnen.202 Der Autor vermerkt, dass das Verbot der freien Waldnutzung, das Aufkommen der adeligen Sägemühlen, die Einführung neuer Regelungen und Organisationsformen in der Waldwirtschaft sowie die Erhöhung der Verpachtungen Phänomene gewesen seien, die die Auflösung der Feudalgesellschaft verursacht hätten.203 Die Beiträge zur Geschichte des Waldes, die sich im Buch des Historikers Imreh István über das Alltagsleben bei den Szeklern befinden, bieten einige wertvolle Angaben zu der bis dahin zu wenig bekannten Wirtschaftsgeschichte dieser im Osten Siebenbürgens wohnenden Bevölkerung. Obwohl stark von den in der damaligen rumänischen Geschichtsschreibung herrschenden marxistischen Konzepten beeinflusst, wurden sie systematisch nach Archivrecherchen ausgearbeitet. Sie lassen zuerst die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den sächsischen und szeklerischen Besitzformen erkennen. Demnach scheinen die dargestellten Konflikte um den Wald aus dem Klassenkampf entstanden zu sein und nicht aus einer mangelhaften Anwendung der Gesetzgebung. Das in Klausenburg 1998 erschienene Buch des Klausenburger Professors István Csúcsúja Istoria pädurilor din Transilvania (1848-1918) [Geschichte der Wälder in Transsylvanien, 1848-1918] versucht eine Lücke in der Geschichtsschreibung dieses Themenbereiches zu füllen. In der Einleitung204 präsentiert der Professor eine kurze Geschichte der Forschungen in Europa205 und 200 Im Winter des Jahres 1789/90 rodeten die Leibeigenen aus Koronka die Wälder, bereiteten das Ackerland vor, bearbeiteten das Holz, transportierten Äste und Stangen ( Vgl. Imreh, Viata cotidianä, S.226-233). 201 Die Mitglieder und Vertreter der Familie haben Taxen für den Transport und die Verarbeitung des Holzes festgelegt sowie Tarifsperren und Barrieren auf dem Fluss gegen die Flöße veranlasst (Vgl. Imreh, Viata cotidianä, S.255-258). 202 Vgl. Imreh: Viata cotidianä, S.268. 203 Ebenda, S.269’ 204 István Csúcsúja: Istoria pädurilor din Transilvania (1848-1918) [Geschichte der Wälder in Transsylvanien, 1848-1918] Cluj-Napoca, 1998, S. 5-18. 205 Der Autor erachtet die 1737 in Jena erschienene Abhandlung von Siesser, Forst und Jagd-Historie der Teutschen, als das erste forstgeschichtliche Werk in Europa, erwähnt die 1961 erfolgte Gründung der Abteilung für Forstgeschichte innerhalb des Internationalen Verbands Forstlicher Forschungsanstalten (IUFRO) und stellt die methodologischen Ideen des deutschen Forsthistorikers Karl Mantel dar, der sich für eine klare Trennung der Begriffe Waldgeschichte und Forstgeschichte aussprach (Vgl. Csúcsúja, Istoria pädurilor, S. 5-6). 195

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