Marisia - Maros Megyei Múzeum Évkönyve 31/1. (2011)
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96 T. MÖRTZ Gleichsam ist das Argument, in einigen Fällen seien mit den vermeintlichen Kappen- auch Randfragmente von Helmen vergesellschaftet, kaum stichhaltig, da entsprechende Artefakte ebenso häufig fehlen. Das gemeinsame Auftreten ist damit keinesfalls regelhaft und kann daher nicht im Sinne einer funktionalen Ansprache der in Frage stehenden Bruchstücke verwertet werden. Vollständige oder zu größeren Teilen erhaltene Phaleren liegen in den Depots von Nadap, Féjer megye, Ungarn (Makkay 2006, 139, Nr. 7 mit Taf. V/7), oder Nova Bingula, Sremski okrug, Vojvodina, Serbien (Popovic 1975, 38, Nr. 77a-e mit Taf. XXXVI/1-5), vor. Im letzten Fall fehlt allerdings die sonst typische Kreisaugenzier. Dieser Umstand darf als weitere Illustration der Schwierigkeiten hinsichtlich der Zuweisung von Blechfragmenten mit bogenförmiger Leistenzier gelten. Auf den Zusammenhang zwischen derartigen Schmuckscheiben und den mit einem Sternornament versehenen Helmen sowie Tassen wies H. Müller-Karpe (1959, 112) hin. O. Kytlicová (1991, 38-39, Anm. 78) griff diese Beobachtungen auf und erweiterte das Spektrum der entsprechend gestalteten Gegenstände um eine nur bruchstückhaft erhaltene Tasse aus einem Bestattungsbefund von Gyldensgärd auf Bornholm, Dänemark (Sprockhoff 1930, 49-50; Thrane 1962, 112-116). Mit dieser Bemerkung wurde das Auftreten des in Frage stehenden Dekors weit nach Norden ausgedehnt. Erkennbar ist im Falle von Gyldensgärd zwar ein sternförmiges Bodenmuster, das allerdings im Gegensatz zu den bisher besprochenen Artefakten nicht aus bogenförmigen Leisten gestaltet und zudem mit Punktbuckeln gefüllt ist. Ein ähnliches Gefäß möchte K. Randsborg (1993, 55-57) in einigen, tatsächlich sehr kleinen Blechfragmenten aus dem berühmten Steinhügelgrab von Kivik, Skäne, in Schweden, identifizieren. Die etwas älter zu datierende, gegossene Tasse aus Grab 9 in Hügel 2 von Löptin im Landkreis Plön, Schleswig-Holstein, Deutschland (Hundt 1958; Jacob 1995, 11-12), besitzt eine ähnliche, jedoch eingeritzte Verzierung. Diesem Gefäß ist techno-, typo- und chronologisch ein weiteres Exemplar aus einem Grabhügel bei Sellin auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland (Kersten 1958,. 19, Nr. 117; Martin 2009,19-20), zur Seite zu stellen. Diese Stücke gehen wiederum auf hölzerne Tassen mit x-förmigen Henkeln aus dänischen Baumsargbestattungen zurück, welche mitunter mit kleinen Metallnägeln bzw. -stiften in sternförmiger Anordnung verziert waren (Sprockhoff 1930,49-50; Hundt 1958,34-40; Thrane 1962,132-141; Martin 2009, 20). Damit wird innerhalb des nordischen Kreises die sukzessive Umsetzung von Artefakten aus organischen Materialien in metallene Nachahmungen bezeugt. Das Dekor der frühen Tassen lebt auf einigen gegossenen Becken und Gürtelbuckeln der jüngeren Bronzezeit fort (Sprockhoff-Höckmann 1979; Verlaekt 2001; Maraszek 2006, 143-151), ist dabei allerdings in ein reicheres, vornehmlich aus Wellenbändern bestehendes Bildprogramm eingepasst. Es begegnet daneben beispielsweise auch auf einer goldenen Schale aus dem Depot von Eberswalde, Landkreis Barnim, Brandenburg, Deutschland (Kossinna 1913, 6, Nr. 6; Schuchhardt 1914, 14, Nr. 8; Hidde 1997; Martin 2009, 133, Nr. 216). Regelhaft treten strahlenförmige, gegossene Sternmuster auf dem Boden der Periode III-zeitlichen Dosen auf (Beltz 1921; Hundt 1950). Eine genetische Verbindung zu dem plastischen, aus bogenförmigen Leisten geformten Ornament Mitteleuropas ist allerdings nur indirekt, nämlich hinsichtlich seiner Platzierung, gegeben. Zudem lassen sich anhand der recht zahlreichen, getriebenen Metallgefäße der jüngeren Bronzezeit innerhalb des nordischen Kreises keine zu den Tassen der Variante Osternienburg- Dresden analogen Verzierungen erkennen (Thrane 1965). Diese Region darf demnach für die folgenden Überlegungen vernachlässigt werden.