Zs. Kakuk , I. Baski (Hrsg.): Kasantatarische Volksmärchen: Auf Grund der Sammlung von Ignác Kúnos.
Texte
17 sich, sobald er aus dem Tor trat, zu Boden und wurde zum Drachen mit neun Köpfen. Der Bursche sah ihnen erstaunt nach. Er bedauerte innig seine Schwestern, tröstete sich aber damit, dass der Vater es ihm nicht gesagt hatte, wenn er es nicht gewusst hatte. Danach blieb der Bursche allein zu Hause. Nachdem er sich lange grämte, sagte er: "Nun warte, ich gehe und sehe, wie sie leben. Dann komme ich nach Hause." Er setzte sich die Mütze auf, nahm den Stock zur Hand und begab sich auf den einen Weg. Als er auf die Strasse trat, sah ihn kein einziger Mensch. Nachdem er eine Weile gegangen war und die Kräfte ihn zu verlassen begannen, nahm er den Stock zwischen die Beine. Der Stock erhob sich mit ihm. Er ging nicht weit und kam bei seiner ältesten Schwester an. Er ging in ihr Haus, begrüsste seine Schwester und erkundigte sich nach ihrem Schicksal. Seine Schwester war mit ihrem Leben zufrieden. Während sie miteinander sprachen, kam auch der Drache nach Hause. Die Schwester erschrak und versteckte ihren jüngeren Bruder. Als der Drache eintrat, hob er die Nase: "Hu, ich rieche Menschenfleisch, sage schnell, wer hier ist", sagte er. Wie sehr auch die Schwester versuchte, nichts zu sagen, blieb ihr schliesslich nichts anderes tun: "Mein jüngerer Bruder ist hier", sagte sie. Der Drache sagte: Warum versteckst du ihn, hole ihn, wir wollen ihn bewirten." Der Bursche kam hervor, begrüsste den Drachen und sie erkundigten sich gegenseitig nach ihren Angelegenheiten. Als der Drache fragte, wohin er geht, sagte der Bursche: "Nicht lange, nachdem ihr [11] weggegangen seid, sah ich im Traum ein Mädchen, das suche ich nun." Der Drache fragte: "Weisst du auch, in welcher Stadt sie lebt?" Der Bursche antwortete: "Ich weiss es, in der Stadt Pijala [Gläserne Stadt]." Drache: "Nur dass du dorthin nicht gehen kannst, sie ist die Tochter des Padischahs, dieser besitzt einen Vogel, und dieser Vogel lässt niemanden in die Nahe der Stadt, aus seinem Munde speit er Feuer und vernichtet die Menschen. Ich komme in drei Tagen um die ganze Welt, doch auch ich wage nicht, dorthin zu gehen." Bursche: "Es komme, was komme, ich gehe jetzt!" Da sagte der Schwager: "Wenn es so ist, dann gebe ich dir ein weisses Tuch, wenn du Hunger und Durst verspürst, decke dieses Tuch, und du wirst dich sattessen." Der Bursche bedankte sich vielmals, schwang sich auf den Stock und brach auf. Nachdem er einige Tage gewandert ist, kam er bei der zweiten Schwester an. Als er ins Haus trat und sie miteinander sprachen, kam sein Schwager, | der Drache, nach Haus. Seine Schwester wollte ihn nicht zeigen und versteckte ihn. Als der Drache das Haus betrat, sagte er: "Ich rieche Menschenfleisch, sage schnell, wer hier ist." Wie sehr die Schwester auch versuchte, nichts zu sagen, konnte sie nichts anderes tun und sagte sie inständig anflehend: "Mein jüngerer Bruder ist hier." Sie holte den Bruder [12] und machte ihn mit dem Drachen bekannt. "Gutes vergelten wir nicht mit Bösem, du hast uns Gutes getan", sagte der Schwager und bewirtete den Burschen und fragte ihn, wohin er geht. Der Bursche antwortete: "Ich gehe in die Stadt Pijala." Drache: "Ich weiss nicht, ob du dorthin gelangen kannst, es ist sehr weit von hier. Ich komme in sechs Tagen um die ganze Welt, doch auch ich war noch nicht dort, ihr Vogel lässt niemanden in die Nähe." Der Bursche sagte: "Komme, was