May István: Die Briefe von Antal Reguly an A. A. Kunik, 1845–1855 (A MTAK közleményei 25. Budapest, 1990)
Die Briefe Regulys an A. A. Kunik
31 ich mich denn in Priesniz's arme werfen, bekanntschaften habe ich noch gar keine und von der kur weiss ich auch noch gar nichts, alles was ich noch gesehen habe, waren [gestern] zwei [verfrome] patienten die mir gestern auf der strasse vorbei gelaufen sind. Priesniz soll vor etlichen tagen zwei apoplektische schlage gehabt haben da aber nach den regeln der hydropathie die folgen der apoplexie in höchstens zweimal 24 stunden verwischt seyn müssen, so ist er denn auch schon den dritten tag wieder ausgefahren. — Gäste sollen in Grafenberg gegen 80 sein, hier in freiwaldau über 100. unter den leztem steht an der spitze die gräfin Szetschenyi (!) mit ihrer tochter. 9 sie ist bereits seit herbst hier und der graf der sie hier besucht hat, fuhr erst vor einer woche wieder zurück nach Pesth. als Sachen die auf mich bis jezt (!) in freiwaldau eindruck gemacht haben, kann ich dir [erwähnen] drei erscheinungen die mir gestern auf der strasse begegneten erwähnen. - l en s einen österreichischen feldwebel — dann einen fleischhacker mit seinem packhund (?) und ein kokettes so recht von den (!) köpf bis zu den füssen nettes wiener mädchen. alle drei, als so lange nicht gesehene formen unseres ostreichischen (!) lebens haben mich mit gleicher freude erfüllt. die rauschenden bache erinnern mich gewaltig an den Ural, nur sind die bilder die sie mir aus der bilderinnerung hervor rufen viel grossartiger (als die hierigen gegenden), von einer grandios wilden Schönheit, während die hiesigen im sommer (wohl) recht reizend seyn können aber nun nichts besonders darbieten, gestern war ich [auch] auf der Post und fragte auch nach briefen aus Petersburg, es war aber nichts da. — ich sehe recht mit sehnsucht einigen (!) Zeilen von Dir entgegen. — wie magst Du diese hinterlassenen erklärungen zur karte gefunden haben - ich bedauere noch immer dass mir die umstände [diese erklärungen] sie abgezwungen haben; denn diese [vor] ausflösse eines [so] geschwächten geistes, werden als produkt meiner normalen kräfte aufgenommen werden, (und so) ein falsches Zeugnis über meine geistigen fähigkeiten abgeben. Ich weiss nicht, wie Du mein edler freund, an dem sich leider meine schuld nicht mehr vergrössern kann, da sie schon zu gross ist, damit fertig schon geworden bisst (!). grüsse alle theilnehmende freunde und schreibe recht bald Deinem dankbarster und ergebenster Reguly morgen werde ich [mit] etlichen Ungarn bekanntschaft machen wenn ich auch noch briefe aus Berlin nicht bekomme. 15. Freiwaldau 1 März 1847 Mein herrlichster besster Freund! Seit vorgestern zähle ich mich unter die Gräfenberger Kurgäste. Priessniz war vor drei Tagen zum ersten mahl bei mir, nachdem ich ihn tag vorher in Gräfenberg gesucht und nicht gefunden habe. Er machte mir nicht eine einzige Frage über mein be-