May István: Die Briefe von Antal Reguly an A. A. Kunik, 1845–1855 (A MTAK közleményei 25. Budapest, 1990)

Antal von Reguly

9 eingewandert sind, die vor ihnen von den Baskiren bewohnt wurde; er identifizierte dieses Volk mit den Wogulen. 1 7 Während des Aufenthaltes in Berjosowo (1845) zeich­nete er auch die Meisterwerke der ostjakischen Volksdichtung — der wogulischen ahn­lich — nach der Darstellung eines ostjakischen Greises (Nikitov Maxim) auf. 1 8 Dazu studierte er — hauptsächlich in Nischnij-Nowgorod — im selben Jahr, mit Hilfe von zwei Dolmetschern (von denen einer ersä-mordwinischer und der andere mokscha-mordwi­nischer Herkunft war) die mordwinische Sprache und auch die Lebensweise und Lebens­verhältnisse dieses südlichsten finnisch-ugrischen Stammes. Seine Arbeit wurde von dem folgenden Umstand ziemlich erschwert: die Ersä-mordwinen brauchten eine ver­dorbene, mit dem Russischen gemischte Sprache. 1 9 Vom Juni bis April 1845 hatte Re­guly die Gelegenheit im Stift zu Raifa auch die tscheremissische Sprache zu studieren; darin wurde er vom Abt dieses Stiftes — ehemaliger Professor der Militärakademie und Missionär — geholfen, der einige Teile des Neuen Testaments ins Tscheremissische über­setzt hatte. 2 0 Anregend durch Baer, der den Zusammenhang zwischen der Sprachverwandschaft und der Struktur des Kopfes behauptete, machte er auch Probegrabungen, Kraniomet­rien und Gipsabgüsse über Schädel; da aber diese Methode die Antipathie, sogar den Hass der abergläubischen wogulischen Weiber hervorrief, musste er diese Proben bald abbrechen. Im Laufe des dreijährigen Wegs, den er auf Tarantas, aber oft auch zu Fuss zu­rückgelegt hat, benutzte er bestmöglich seine Zeit: er zeichnete bienenhaft sowohl die geographischen und ethnographischen Angaben auf, als auch die Beobachtungen über die Lebensweise, Kleidung, abergläubische Gewohnheiten und Mythologie der vor­liegenden Völker. Zugleich sammelte er auch sachliche Denkmäler, die das später ge­gründete Ethnographisches Museum bereichert haben. 2 1 Es ist interessant seine Metho­de zu beobachten: er stellte den Stoff je einer Gegend nach den Auskünften zusammen, die er von den eingeborenen Fischern und Jägern bekam. Er hat das folgende Ziel ange­strebt: Durch Studierung jedes Gebietes in geographischer Hinsicht einen festen Grund zu seinem ethnographischen Werk zu gewinnen. Im Laufe der Verarbeitung benutzte er die früheren Aufnahmen und Messungen, ebenso wie die astronomischen Definitionen. So konnte er die berühmte uralische Karte {Ethnographisch-geographische Karte des nördlichen Ural Gebieten entworfen mit einer Reise in den Jahren 1844-1845 von Anton v. Reguly. St. Petersburg, 1846.) publizieren, auf der die geringsten Dörfer oder — besonders bei den Wogulen - die wohnbaren Hütten geschildert wurden; seine Ge­wissenhaftigkeit Hess ihm sogar die Zelte der nomadisierenden Rentierzüchter kenn­zeichnen, die sich mit Renenzüchtung beschäftigten. Die Karte wurde der Bitte der russischen geographischen Gesellschaft entspre­chend — durch Koppen und Struve 2 2 — ausgegeben; sie wurde in der russischen Haupt­stadt mit grosser Begeisterung empfangen. (Reguly detaillierte die Erklärungen, die zur Karte gehören, in seinem zu Koppen geschriebenen Brief; sie wurden in der Zeitschrift der Gesellschaft "Zapiski" publiziert; in ungarischer Ubersetzung kann man sie in der Abhandlung von József Päpay lesen. 2 3) In den folgenden Jahren - 1847-1848 und 1850 — organisierte die Gesellschaft eine von dem Obersten Hoffmann geleitete Expe-

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