Csapodi, Csaba: Der geographische Begriff im Katalogsystem der Bibliothek (A MTAK kiadványai 16. Wien, 1959)

Die Polemik brachte eine derartige Fülle an Argumenten und Gegenargumenten hervor, daß wir allein deshalb schon annehmen könnten, der Sachkatalog wäre seinem Wesen nach ein lückenhaftes und nicht gut gestaltbares Gebilde. Der systematische und der Schlagwortkatalog sind aber einander nicht ausschließende, sondern ergänzende Katalogtypen. Man darf vielleicht sogar behaupten, daß die Entartungen der beiden Katalog­arten und die in ihnen manchmal angewendeten fremden Prinzipien (z. B. die bis ins Unendliche verfeinerte Gliederung des syste­matischen Katalogs, die darin teilweise angewendete alphabetische Ordnung einerseits, der sogenannte systematische Schlagwortkatalog andererseits) in der Anschauung von ihrer gegenseitigen Aus­schließlichkeit ihre Wurzeln haben. Hätte man die beiden Typen nicht gegeneinander ausgespielt, sondern als zwei sich ergänzende Elemente betrachtet, so wäre ihnen wohl eine gesündere Ent­wicklung beschieden gewesen. Man besäße einen systematischen Katalog mit verhältnismäßig größeren Gruppen für diejenigen, die die Literatur zu umfangreicheren Gegenständen suchen, und da­neben einen streng auf die engsten Begriffe auf gebauten Schlagwort­katalog für spezielle Fragen. Beide Typen wären übersichtlicher und besser zu handhaben gewesen, viele und unfruchtbare Aus­einandersetzungen wären erspart geblieben. Nun können auch solche Fragen von Lesern gestellt werden, auf die weder der systematische, noch der Schlagwortkatalog eine wirklich erschöpfende Antwort zu geben vermag. Vor allem hat der Gesichtspunkt des geographischen Ortes der Sachkatalogisierung immer schon viele Sorgen bereitet. Dem Wesen des systematischen Katalogs steht ja die Aufgabe fern, Literatur im Sinne der Frage „wo?" zusammenzubringen. Die rein geographischen Materien aus­genommen, kann er die sich auf einen geographischen Ort beziehende andersartige Literatur nicht erschließen, da sein System sich auf Gruppen von Gegenständen und nicht von Orten baut. Der Gesichtspunkt des Ortes kann ihm daher nur ein sekundäres, bestenfalls zusätzliches Kriterium innerhalb der einzelnen Klassen, also lediglich „Anhängezahl", sein. Die von H. Roloff empfohlene Lösung 4, das sich auf einzelne Orte beziehende, doch ihren Gegenständen nach im systematischen Katalog zerstreute Material im Schlagwortindex des Katalogs zu Existenzberechtigung haben. Nach ihm wäre es wünschenswert, daß jede Biblio­thek über beide Kataloge verfüge, den einen für Wissenschaftler, den anderen für den Durchschnittsleser. Er sagt also noch nicht, daß die zwei Kataloge nicht unabhängig, sondern eben im engen Zusammenhang existieren sollen, daß sie nicht unbedingt für Leser verschiedener Art, sondern für Fragen verschiedener Art bestimmt sind. 4 Rol off, S. 71. 3

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