The 150th anniversary of the Library of the Hungarian Academy of Sciences : addresses of the foreign guests / 150 let Biblioteke Vengerskoj Akademii Nauk
Einer Bibliothek zu ihrem 150-jährigen Bestand zu gratulieren, berechtigt zu der Frage, warum ein solches Jubiläum im wissenschaftlichen Leben gebührende Beachtung finden muß. Es handelt sich ja v/orerst einmal um den einfachen Umstand, daß eine Institution das Glück gehabt hat, durch einen langen Zeitraum Objekte zu sammeln und zu bewahren, auch wann es während der v/ergangenen 150 Jahre immer wieder Perioden gegeben hat, welche einer friedlichen wissenschaftlichen Arbeit nicht günstig waren. Nicht jede Sammeltätigkeit ist ein sinnvolles Unternehmen. Eine Bibliothek ist aber nicht nur die Gesamtheit der in ihr bewahrten Bücher, sondern der Mensch sieht in ihr mit Recht das Abbild eines Teiles der historischen Entwicklung und der Wissenschafter ist sich erst recht dieses Abbildes der geschichtlichen Wirklichkeit bewußt. Wenn nun von Überlieferung die Rede ist, überfällt einen als Gratulant der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ganz unmittelbar, wie aus den Tiefen platonischer Anamnesis steigend, die Erinnerung, daß es eine Zeit gab, in der Österreicher auch Ungarn und die Ungarn auch Österreicher waren. Wenn man in der Geschichte der Österreichisehen Akademie der Wissenschaften nachliest, läßt es sich nicht verheimlichen, daß es in dieser Periode der Gemeinschaft zwischen den Akademien in Budapest und Wien nicht gerade zu einer sehr engen Zusammenarbeit gekommen ist. Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier die Hintergründe dieser Tatsache zu analysieren. Erst heute, wo es dieses Österreich-Ungarn nicht einmal mehr in der Spekulation weltferner Geister gibt, entwickelt sich dieses