Zalai Múzeum 14. Müller Róbert 60 éves (Zalaegerszeg, 2005)
Tóth Endre: Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur
ZALAI MÚZEUM 14 2005 Tóth Endre Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur Charakteristische Gegenstânde der Frauentracht in der Keszthely-Kultur (KISS 1965; MÜLLER 1988; MÜLLER 1996; MÜLLER 1996a; DAIM 2000, 468^174) sind die Scheibenfibeln. 1 Früher hielt man diese Fibeln für ganz spezifische Stücke der Keszthely-Kultur (ALFÖLDI 1934, 294), doch wurden ahnliche Fibeln auch in Epirus Nova und Praevalitana unter den Trachtgegenstánden der Koman-Kultur (ANAMALI 1964; ANAMALI 1993) und in Süditalien (SPADEA 1991, 553-573; RIEMER 2000, 125-128; DAIM 2002) gefunden. Einige Exemplare der Südgruppe sind in der Form eng mit den transdanubischen Fibeln verwandt, auch wenn sich kaum eine weitergehende Verbindung zwischen den Trachtgegenstánden der Koman-Kultur und der transdanubischen Bevölkerang entdecken làsst. Heute ist es noch ein Ratsel, wie das Auftauchen dieses sonderbaren Gegenstandes in den drei weit voneinander entfernten Gebieten interpretiert werden kann. Ich möchte zu der spáteren Lösung mit der Analyse von Bild und Form der Scheibenfibeln mit BellerophonDarstellung beitragen. 2 Die transdanubischen Scheibenfibeln untersuchte und gruppierte Éva Garam (GARAM 1993). Ein figurales Bild ziert jené Fibeln, die ein eingetieftes Mittelfeld habén. Die Bilder können „heidnische" und christliche Thematik habén. Die Fibeln beider Gruppén habén gemeinsam — und das ist zu betonén —, dass nicht nur das Thema sámtlicher Bilder, sondern auch ihr Stil von spatantik-mediterraner Herkunft ist. Die gröBere Gruppé bilden die Darstellungen christlicher Thematik (Kreuzwáchter, „Auferstehung des Lazarus", Christus/Reiterheilige, Erzengel, „Heilige"). Die Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur zeigen zwei „heidnische" Themen. Eines stammt aus der Iuppiter-Darstellung und mochte im 1.-3. Jahrhundert n. Chr. die Kaiserapotheose gewesen sein (s. das Relief der Toröffnung des Titusbogens, des weiteren KAT. FRANKFURT 1984, 669, usw.). Zwei Exemplare fanden sich in Keszthely-Dobogó (Frauengrab, UngNatMus, Inv. Nr. 119.1882.130; ALFÖLDI 1926, Taf. VII, 4; GARAM 1993, 103, Abb. 3, 1) und in Keszthely-Fenékpuszta. 3 Das dritte, wahrscheinlich reparierte und sicherlich spátere Exemplar fand Attila Kiss in Kölked-Feketekapu, „A"Graberfeld (Grab 283, s. GARAM 2001, Taf. 31,5). 4 Zwei Fibeln blieben erhalten, auf denen das andere heidnische Thema, der Kampf von Bellerophon und Chimaira, dargestellt ist, eine Szene, die zu den in der Kaiserzeit wohlbekannten und vielmals dargestellten Themen gehört (SIMON 1966; BRANDENBURG 1968; HILLER 1970; BRANDENBURG 1971; HUSKTNSON 1974; LOCHIN 1994). Auf den ins 6.-7. Jahrhundert datiérten transdanubischen Fibeln ist jedoch das Auftauchen des mythologischen Themas überraschend. In meiner Studie beschaftige ich mich mit der Bellerophon-Darstellung und der Herkunft des Fibeltyps. 1. Silberne Scheibenfibel, Fo. Keszthely-Dobogó Graberfeld, Frauengrab (UngNatMus, Inv. Nr. 30.1885.74/61.72.1; LIPP 1886; HAMPEL 1905, [II] 221-222; ALFÖLDI 1926, Taf. VI, 3; ALFÖLDI 1934; ALFÖLDI 1938; GARAM 1993, 101, Abb. 1, 1; GARAM 2001, Taf. 31, 2). Der Fibeldurchmesser betragt zusammen mit dem Perldraht 50 mm, ohne ihn 48 mm, die Dicke 9 mm, die Tiefe des Bildfeldes 5-6 mm. Im silbervergoldeten reliefierten Bildfeld der auf einem nach links laufenden Pegasus sitzende Bellerophon, unter den FüBen des Pferdes die Chimaira (Abb. la; Abb. 2). Die Rückseite ist aus einem Bronzeblech ausgeschnitten. Die Nadelkonstruktion ist zerstört. 2. Silberne Scheibenfibel, Fo. Keszthely-Fenékpuszta, Horreum-Graberfeld, Kindergrab 12 (Keszthely Balatoni Museum, Inv. Nr. 60.4.3; BARKÓCZI 1968, 282, Taf. XLI; BARKÓCZI 1971; MÜLLER 1988, 277; GARAM 1993, 101, Abb. 1, 2; GARAM 2001, Taf. 31, 1). Der Durchmesser betragt zusammen mit dem Perldraht 50 mm, ohne ihn 47 mm, die Dicke 10 mm. Im silbervergoldeten reliefierten Bildfeld mit