Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)
Bühler, Birgit: Technologische Untersuchungen an awarenzeitlichen Scheibenfibeln aus Keszthely [Ungarn]
ZALAI MÚZEUM 11 2002 Bühler, Birgit Technologische Untersuchungen an awarenzeitlichen Scheibenfibeln aus Keszthely (Ungarn) Technologische Untersuchungen an archâologischen Bunt- und Edelmetallgegenstânden liefern zusatzliche Kriterien für die historische Interpretation der betreffenden Objekte. Zur Gliederung dieser Gruppé von Scheibenfibeln bieten sich - aus technologischer Sicht - vor allém folgende Themenbereiche an: Konstruktion/Aufbau Herstellungsverfahren der plastischen Verzierung (vor allém figuráié Darstellungen) Lineare Verzierung: verwendete Werkzeugtypen Perldrâhte: Werkzeugtypen Lötungen Füllmaterial Die Scheibenfibeln sind im Prinzip aile âhnlich aufgebaut, allerdings sind einige Stücke aus einer gröBeren Anzahl von Einzelteilen zusammengesetzt. Diese Stücke zeichnen sich auch sonst durch eine überdurchschnittlich qualitatvolle Gestaltung aus. Es handelt sich hierbei vor allém um die Scheibenfibeln aus KeszthelyFenékpuszta Horreum Grab 5 und 12 (beidé befínden sich im Balatoni Múzeum, Keszthely) sowie um eine dem letztgenannten Exemplar sehr ahnliche Fibel, die im Magyar Nemzeti Múzeum (Budapest) aufbewahrt wird und derén Fundort als Keszthely-Fenékpuszta oder Dobogó angegeben wird. Allé bisher untersuchten Scheibenfibeln weisen folgende Komponenten auf: Ein zentrales, mehr oder weniger stark eingetieftes Bildfeld aus vorwiegend (feuer)vergoldetem Silberblech mit einem plastisch gestalteten Ornament (es handelt sich in den meisten Fallen um figuráié Darstellungen), eine ein- oder mehrteilige Randzier aus Silberblech sowie eine Rückplatte aus dickem Silber- oder Bronzeblech. Auf der Rückplatte sind an einigen Stücken noch Reste des Nadelhalters vorhanden. Wo die Rückplatte teilweise weggebrochen ist, ist das - vorwiegend weiBliche - Füllmaterial erkennbar. Erste chemische Analysen weisen darauf hin, daB es sich hierbei um eine organische Substanz (eventuell um Wachs; vgl. den Beitrag von Falko Daim) handeln dürfte. In technologischer Hinsicht zeichnet sich die Scheibenfíbel aus Keszthely-Fenékpuszta Horreum Grab 5 (Balatoni Múzeum, Keszthely, Inv. Nr. 60.5.5; vgl. Abb. 1 des Beitrags von Falko Daim) vor allém durch drei Merkmale aus. Erstens besteht sie aus einer deutlich höheren Anzahl an Einzelteilen als die meisten anderen Fibeln dieser Gruppé: Als einzige weist sie am âuBeren Rand des zentralen Bildfeldes eine angelötete Leiste halbrunder Form auf (vgl. Abb. 1 und 2). Die auBen unmittelbar an diese Leiste anschlieflende Randzier setzt sich aus drei, auffallend fein miteinander bzw. mit dem auBeren Rand des Bildfeldes verlöteten Komponenten zusammen (vgl. Abb. 1): Einem unverzierten, relativ schmalen, leicht schrâg orientierten Silberblechstreifen im Randbereich der Vorderseite der Scheibenfibel, dem an der Rückseite der Fibel umgebogenen Seitenstreifen sowie einem Perldraht. Letzterer befindet sich am oberen Rand des Seitenstreifens, direkt unterhalb der „Lötnaht" zwischen den beiden Blechstreifen (vgl. Abb. 1 und 3). Ein zweiter wichtiger Aspekt ist eben dieser Perldraht. Er besitzt Merkmale, die darauf hinweisen, daB er in einem „Doppelgesenke" hergestellt worden sein könnte: Die rundén, besonders regelmaBig geformten „Perlen" sind durch schmale, langliche „Hâlse" verbunden und weisen keine umlaufende, deutliche Rille im zentralen Bereich der „Perle" (= „Àquatorschnitt") auf. Jedoch sind stellenweise feine, relativ kurze Kerben im Randbereich der „Perle" vorhanden (vgl. Abb. 3) 1 . Die Unterscheidung von Perldraht, der durch „Rollen" mit einem gerillten Werkzeug hergestellt und solchem, der in einem „Doppelgesenke" angefertigt wurde, ist nicht immer einfach, da eine Vielzahl von Faktorén das Erscheinungsbild der Perlen beeinflussen (siehe unten). In einem „Doppelgesenke" hergestellte Perldrâhte sind meist besonders regelmâBig, jedoch können auch „gerollte" Perldrâhte sehr gleichmâBig wirken. Als Hauptkriterium zur Erkennung von Perldraht, der in einem „Doppelgesenke" angefertigt worden ist, kann wohl aufgrund des momentanen Forschungsstandes das Fehlen eines deutlichen, im zentralen Bereich der Perle gelegenen, „Àquatorschnitts" angesehen werden. Letzteres stellt das wichtigste Merkmal von Perldrahten, die durch „Rollen" mittels eines gerillten Werkzeuges geformt worden sind, dar. Hingegen weisen im „Doppelgesenke" hergestellte Perldrâhte fallweise sehr schwache, nicht an der stârk-