Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Daim, Falko: Pilgeramulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln der frühen Keszthely–Kultur

114 Daim, Falko der Definition nach Kovrig und Kiss, dann umfaBt die Keszthely-Kultur derzeit genau 18 Fundstellen. 6 Zu den wichtigsten zahlt die machtige spatrömische Festung („Keszthely-Fenékpuszta") siidlich der heuti­gen Stadt Keszthely 7 sowie der Dobogó, ein Hilgel nordwestlich der Stadt Keszthely, auf dem ein frühmit­telalterliches Graberfeld mit geschatzten 4000 Bestat­tungen angelegt worden war. Ein weiterer groBer Fried­hof der Keszthely-Kultur befand sich im Südwesten der Stadt Keszthely („Graberfeld Keszthely-Stadt"). Das Graberfeld von Alsópáhok mit rund 1500 Bestattungen wurde westlich der Stadt ausgegraben. GroBe Hoffnun­gen setzt die Awarenforschung in die Nekropole von Lesencetomaj - Piroskereszt. Sie ist eines der nordöst­lichsten Grâberfelder der Keszthely-Kultur und wird vermutlich gestatten, eine Feinchronologie fur die Fundtypen der Keszthely-Kultur zu erstellen. 8 Die archaologischen Funde zeigen eindeutig, daB die Gegend um Keszthely wâhrend der Langobarden- und Awarenzeit innerhalb des Karpatenbeckens ein beson­deres Gewicht gehabt hat. Es ist wohl die Lage an der Kreuzung wichtiger FernstraBen von Aquileia iiber Emona, Celeia, Valcum (Keszthely-Fenékpuszta) nach Aquincum, bzw. von Sirmium iiber Valcum nach Car­nuntum, 9 die zu dieser auBerordentlichen Konzentra­tion von Schmuck aus Byzanz (Ohrringe, Gürtelzierat des 6. und frühen 7. Jahrhunderts) und dem Adriaraum (Gewandnadel mit halbkreisförmig verbreitertem Kopf, wohl 2. Halfte 7. Jahrhundert 10 , Fibeln aus dem sachsi­schen 11 und dem frankischen Gebiet (Grabung Róbert Müller 1999) führt. Einige der Schmuckstücke aus dem Graberfeld Keszthely-Fenékpuszta - Horreum aus dem 6. und frühen 7. Jahrhundert, besonders die goldene Gewandnadel mit echten Perlen und der Inschrift BONOSA, das wohl zugehörende goldene Médaillon mit echten Perlen und Bergkristalleinsatz sowie der Juwelenkragen gehören zu den wertvollsten und schön­sten ihrer Zeit. 12 Die silbernen S-Fibeln, die halbmond­förmigen Goldohrgehânge und die Körbchenohrgehan­ge sind aus Italien und auch aus den Gebieten nördlich der Alpen gut bekannt. Die Scheibenfibeln werden wei­ter untén diskutiert. Wichtig ist auch eine Gürtelgarni­tur aus Silberblech vom Тур Aradac-Fönlak, wie wir sie auch aus Linz-Zizlau und von etlichen awarischen Fundorten kennen. 13 Diese frühe Keszthely-Kultur wird üblicherweise in die Zeit von 568 - Anfang 7. Jahr­hundert datiert, wobei - methodisch nicht zulassig - die Vorstellung entscheidend war, daB es sich bei der Keszthely-Kultur sozusagen um einen archaologischen Ableger der Awaren handelt. Lediglich László Barkóc­zi laBt sie etwas früher beginnen. 1st es eine lokale spat­romanische Bevölkerung, die hinter der Keszthely-Kul­tur steht, oder müssen wir dafür - wie es die meisten Archaologen tun - Zuwanderungen annehmen, die fúr das so reiche Material verantwortlich sind? Ilona Kov­rig hat bereits festgestellt, daB an den Fundstellen der Keszthely-Kultur (mit Ausnahme von Fenékpuszta selbst) keine kontinuierliche Besiedlung von der Spat­antike bis in das 7. Jahrhundert vorliegt. Auch die auf­fallende Heterogenitat des archaologischen Fundmate­rials des spaten 6. und frühen 7. Jahrhunderts aus der Gegend um Keszthely spricht sowohl gegen eine rein lokale Entwicklung wie auch gegen die Deutung der frühen Keszthely-Kultur als Hinterlassenschaft einer bestimmten angesiedelten Bevölkerungsgruppe. 2 Die Scheibenfibeln der frühen Keszthely­Kultur 2.1 Zum Forschungsstand Die awarenzeitlichen Scheibenfibeln wurden von Éva Garam gesammelt und in übersichtlicher Form publiziert. 14 Ihr ist es zu verdanken, daB „Kastenfibeln" der Keszthely-Kultur, ihre Verwandten und die Weiter­entwicklungen der Mittelawarenzeit ohne Kenntnis des Ungarischen und ohne groBen Aufwand kulturhisto­risch verglichen und von immer neuen Gesichtspunkten her betrachtet werden können. lm gegenstandlichen Fall sollten die Fibeln einerseits von Standpunkt des technischen Aufbaus und der Erzeugung her untersucht werden (vgl. dazu auch den Beitrag von Birgit Bühler in diesem Band), andererseits ikonographischen Analy­sen unterzogen werden, da die bisherigen Ansatze nicht wirklich überzeugten (siehe den Artikel von Franz Gla­ser in diesem Band). Die Einbeziehung von technischen und materialographischen Untersuchungen stellte sich erst kürzlich als sehr hilfreich heraus, als es darum ging, genuine mediterráné Originale im awarischen Fundstoff des 8. Jahrhunderts zu identifizieren. 15 Éva Garam teilte 1993 die Scheibenfibeln nach ihrer Konstruktion, den Motiven und Verzierungen ein. 16 Sie definierte zunachst die Fibeln mit eingetiefter Mitte, mit figurai oder geometrisch verziertem Bildfeld (Gruppé I). Etwas gröBere Exemplare mit breitem Sei­tenstreifen faBte sie unter Gruppé II zusammen. Grup­pé III besteht aus Fibeln mit Steineinlagen, Flechtbân­dern und geometrischem Dekor. Die chronologische Gliederung der Scheibenfibeln, die Éva Garam vor­schlâgt, ist durchwegs überzeugend: Die frühesten Scheibenfibeln stammen demnach aus Keszthely und Pécs. Hier sind insbesondere die schönsten Varianten der Gruppé I, die Kastenfibeln mit der Darstellung eines Reiterheiligen/Bellerophon, mit Erzengel, von Engeln flankierter Christusbüste und mit der köstlichen Szene von Herakles und Omphale zu nennen, die Franz Glaser deuten konnte. Auch die Fibel mit der der Kai­serapotheose (Kaiserportrait über Phönix) gehört hier­her, obwohl sie bereits lokale Stileinflüsse zeigt, sowie einer der bedeutendsten Funde des frühmittelalterlichen Karpatenbeckens, die goldene, leicht ovale Scheibenfi­bel mit echten Perlen und einem geschliffenen Bergkri­stall über einem goldenen Münzabdruck. Einige Fibeln aus Pécs und von anderen Fundorten des Komitats Ba-

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