Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)
Bratož, Rajko: Der Bischoff Victorinus und die Kirchengemeinde von Poetovio [2. Hälfte des 3. Jahrhunderts]
Der Bischof Victorinus und die Kirchengemeinde von Poetovio 9 gleich mit der Sonne (Sol) hervorgehoben hat 29 . Der Kult der unbesiegbaren Sonne (Sol invictus) war namlich in der damaligen Zeit im Donau- und Balkanraum recht verbreitet, auBerdem war er besonders unter den illyrischen Kaisern beliebt 30 . In Poetovio war dieser Kult - im Vergleich mit dem Mithraskult - offensichtlich wenig verbreitet 31 , deswegen scheint es sinnvoller, den Gedanken Victorins mit der Rolle des Sonnengottes im Mithraskult zu verbinden. Die Sonne war namlich in der mithraisçhen Kosmologie in den meisten Fallen mit Mithras gleichgesetzt, manchmal trat sie als Mithras Begleiter oder Gesellschafter auf 32 . Die Vergleichung zwischen Christus und der Sonne setzte sich in der christlichen Literatur schon am Anfang des 3. Jahrunderts durch (Klemens von Alexandrien, Origenes), spâter ist sie bei verschiedenen östlichen und westlichen Schriftstellern vorzufinden 33 . Als die - der Zeit und dem Entstehungsort nach - nâchsten Quellén kann man die folgenden nennen: Passió ss. quattuor coronatorum, die sich auf die diokletianische Christenverfolgung auf dem Gebiet Sirmiums bezieht 34 , im westlichen norditalischen Raum taucht sie bei Zeno von Verona (um 370) 35 , dann bei Rufinus und Chromatius von Aquileia (um 400) auf 36 . Wegen der Haufigkeit des Motivs in der christlichen Literatur, das spâter ein Topos geworden ist, ist die Anspielung auf den Sonnenkult zwar möglich oder sogar wahrscheinlich, sie ist aber nicht unzweifelhaft 37 . Da sich die Verehrung der Sonne in manchen Gegenden trotz der gesetzlichen Verboten 38 bis in die erste Hâlfte des 6. Jahrhunderts fortgesetzt hat, war sie von verschiedenen christlichen Schriftstellern dieser Zeit angegriffen. Unter ihnen hat Patrícius den unter den Britten und íren verbreiteten Sonnenkult bekampft 39 ; dieser Schriftsteller ist in diesem Zusammenhang besonders intéressant, weil er in seiner theologischen Vorstellungen (Glaubensbekenntnis in Form einer archaisierenden mensura fidei) von Victorinus abhangig war, ebenso laBt sich die Bekanntschaft mit Viktorins Schriften bei Caesarius ven Aries bestâtigen 40 . с Die Gefahr der Verfolgungen Die christliche Gemeinde von Poetovio war offensichtlich stark von den Verfolgungen gezeichnet. Victorinus zielte in seinem Kommentár zur Offenbarung an mindestens sechs Stellen auf die Christenverfolgungen hin, wobei er besonders das Vorbild jener Christen hervorgehoben hat, die diese schwere Erfahrung gut iiberstanden hatten 41 . Auch seine ausgesprochen negative Einstellung zu dem römischen Staat (civitas Romána tritt in der Gestalt der apokalyptischen Hure und des apolakyptischen Tieres auf) und das "fundamentalistische" Charakter seiner millenarischen Anschauungen sind wahrscheinlich ein Ausdruck der gespannten und unsicheren Verhâltnisse, in denen sich die christliche Gemeinde zur Zeit der gelegentlichen Verfolgungen befand 42 . Die Vorstellung von der baldigen Ankunft Christi und vom Ende der Zeiten verbindet Victorin mit seinem etwâs alteren Zeitgenossen Cyprianus, der als Bischof von Karthágó wahrscheinlich ahnliche Lebenserfahrungen hatte und der die ahnlichen Ideen vertrat 43 . Da die Erwahnungen der Christenverfolgung zu allgemein sind, ist es nicht ersichtlich, an welche Verfolgung der Bischof von Poetovio dachte. Wegen seiner Akzentuierung der Universalitat der Verfolgung und der Rolle des Sénats dabei 44 bieten sich zwei mögliche Auslegungen: Victorinus dachte entweder an die erste allgemeine Vorfolgung zur Zeit Decius' oder (wahrscheinlicher) an die Verfolgung Valerians. Im Unterschied zu Afrika hat sich fur die erste Verfolgung fur die Donauprovinzen keine Quelle erhalten, wahrend aus der valerianischen Verfolgung (laut einer nicht ganz klaren Notiz) nur ein Opfer bekannt ist 45 . d. Die Moralvorstellungen iiber die christliche Gemeinde in den schwierigen Zeiten Das Kommentár Victorins zu den Briefen an die sieben Kirchengemeinden Asiens im einleitenden Teil der Offenbarung (2-3) enthâlt zahlreiche Ziige, die auf den pastoralen Erfahrungen des Bischofs in der eigenen Kirchengemeinde basieren 46 . Der Bischof war als Leiter der Kirchengemeinde offensichtlich ein strenger Richter im Bereich der Moral. Beim Kommentieren der Berichte Johannes iiber die schlechten Christen und über die tadelnswürdigen Erscheinungen in den Gemeinden Asiens am Anfang des 2. Jahrhunderts verurteilte er die Fehler in der Kirchengemeinde, die er selbst leitete, gleichzeitig aber warnte er vor den möglichen Verirrungen. Sein Kommentár enthâlt zahlreiche originelle Ziige und ist keineswegs nur eine von den möglichen Auslegungen der biblischen Textstellen 47 . Der Tadel traf diejenige Christen, die mit ihrem Verhalten die Gemeinde zerschlagen haben 48 , die unter dem Schein des Erbarmens gesiindigt und auch andere in die Siinde verflihrt haben 49 , weiter diejenige, die leichtsinnig waren (faciles in ecclesia)^, diejenige, deren Glaube leer war, und sie daher Christen nur dem Namen nach waren (nomine tantum christiani) 5 \ diejenige, die Christen nur in der Théorie, nicht aber in der Praxis waren, besonders aber diejenige, die reich, weltlich orientiert, zwar belesen in der Heiligen Schrift waren, die jedoch den Glauben nicht ausstrahlten und sich furchteten, die eigene Zugehörigkeit der Kirche mit den Taten auszuweisen (sog. Kryptochristen) 52 . Er ermahnte aile schlechte Christen zur BuBe, besonders die letzte Gruppé, "aus dem groBen Verfall zur groBen BuBe zuriickzukehren" und damit nicht nur sich selbst, sondern auch den anderen Nutzen bringen 53 . Die Zuneigung Victorins gait den Christen, die "mutig in dem Glauben" (fortes in fide) waren und die keine Angst vor Verfolgungen hatten 54 , die beharrlich, furchtlos und demutsvoll waren; sie waren zwar wenig ausgebildet