Zalai Múzeum 8. (Zalaegerszeg, 1997)

Metzner-Nebelsick, Carola: Hallstattzeitliche Zentren in Südostpannonien

ZALAI MÚZEUM 8 1997 Metzner-Nebelsick, Carola: Hallstattzeitliche Zentren in Südostpannonien* Die Landschaftsbezeichnung Südostpannonien wurde mit Bezúg auf die römische Provinz Pannónia gewahlt, um damit verschiedene geographische, heute teilweise durch Staatsgrenzen getrennte, Landschaften mit einem áhnlichen kulturellen Gepráge unter einer übergeordne­ten Bezeichnung zu vereinen. Gegenstand dieser Studie sind das südöstliche Transdanubien - im wesentlichen die Landschaft Baranya - sovvie das östliche Nordkroa­tien, das Slawonien und das Drau-Save-Zwischenstrom­land uinfaBt. Unser Wissen über die Hallstattzeit in Südostpanno­nien ist im Vergleich zu vielen anderen Gebieten der circumalpinen und donaulándischen frühen Eisenzeit bis auf wenige punktuelle Ausnahmen noch immer sehr begrenzt. 1 Dennoch ist es möglich, mit Hilfe alt bekann­ter und bislang unpublizierter Funde Fragen zum kultu­rellen Erscheinungsbild dieser Region wáhrend der Hallstattzeit zu beantworten. Dabei soil in diesem Auf­satz insbesondere der Aspekt der hallstattzeitlichen Zentren nàher beleuchtet werden. Das bislang am bestén bekannte hallstattzeittiche Zentrum in Südostpannonien ist das einer befestigten Siedlung vorgelagerte Hügelgráberfeld auf dem Pécser Jakabhegy. Durch die Ausgrabungen einiger Grabhügel dieser Nekrople durch Gyula Török in den spâten 40er Jahren. aber vor allém durch die wiederholten Gra­bungskampagnen und die Veröffenttichung ihrer Ergeb­nisse durch Borbála Maráz 2 handelt es sich hier um den bislang am bestén erforschten frühhallstattzeitlichen Fundplatz dieser Region und zudem um den bislang einzig bekannten, der durch die Existenz einer befestig­ten Höhensiedlung in exponierter Lage sowie die zur Siedlung gehörenden Grabhügel alléin aufgrund seiner Struktur die Bezeichnung Zentrum verdient. Mit dem Begriff Zentrum möchten wir also nicht eine Mikrore­gion mit einer auffalligen Konzentration von Fundstel­len verstanden wissen - zumal eine derartige Definition alléin von den Ergebnissen intensiver archaologischer Feldforschung abhángig ist -, sondern möchten viel­mehr jené Fundplátze als Zentren oder zentrale Orte be­zeichnen, die sich einerseits durch ihre hervorgehobene geographische Position und Lage oder durch siedlungs­begleitende, artifizielle Strukturen wie beispielsweise Befestigungsanlagen von einfachen, weilerartigen Sie­delplatzen abheben. Nicht immer sind jedoch ehemals wichtige geographische oder geopolitische Kriterien, die einen Siedlungsplatz zu einem urgeschichtlichen Zent­rum werden lieften, für den heutigen Archaologen ein­fach zu erkermen, so daft fur die Definition eines zentra­len Ortes neben den erwâhnten lagespezifischen und strukturellen Kriterien vor allem auch die Qualitát und mit Einschrànkungen die Quanti tat der Funde entschei­dend sind. Diese qualitativ hervorragenden Funde stam­men in den meisten Fallen aus den Grábern der ehema­ligen Bewohner dieser Orte. Hierzu záhlen bekannter­maften im circumalpinen Raum und dem westlichen Karpatenbecken Zaumzeug oder Wagen bzw. Wagentei­le. Gegenstânde aus Edelmetall oder sogenannte Presti­geobjekte wie Metal lgefáfie oder Schutzwaffen. bei de­lien es sich oft um importierte Güter handelt. Wir sehen diese Gegenstânde auch in der Hallstattzeit als Aus­druck und Symbol einer gehobenen, aristokratischen Lebensweise an: Die damaligc Oberschicht: Hauptlinge. „big-men'' oder „Fursten". wie auch immer wir sie nen­nen mögen. reprásentieren sich uns im Grab als gut be­waffnele, teils mit Defensivwaffen ausgerüstete, beritte­ne Krieger. die alkoholische Getranken aus prunkvollen Gefáften tranken, die auch ihre Gefolgsleute und Stan­desgenossen zum Umtrunk luden und sich bei besonde­ren Anlássen - und sei es illír zum eigenen Begrabnis ­als Wagenfahrer zu erkennen gaben. Mit dieser knap­pén, stark vereinfachenden Beschreibung sind wesentli­che, archáologisch faliba re Merkmale der hallstattzeitli­chen Oberschicht umrissen. Caria M. Antonaccio hat ­allerdings für das archaische Griechenland - diese Per­sonengmppe treffend charakterisiert: „These figures of authority are all big meri, persons whose position depends on the ability to attract and keep followers through personal talent, feasting, and giftgiving ...". 3 Betrachten wir unser Arbeitsgebiet, so stellt neben dem eingangs erwahnten Pécs-Jakabhegy, das vor allem durch den mit Waffen- und Pferdegeschirr pontisch­kaukasischer Prágung ausgestatteten Tumulus 1 (Abb. 1 ) Bekanntheit erlangte, 4 die Hügelgrábernekropole von Kaptol im Talkessel von Slavonski Pozega ein weiteres Zentrum dar, das jedoch anhand des publizierten Fund­stoffs bislang kaum Affmitaten zu den Fundplatzen der Baranya/Baranja und Ostslawoniens erkennen láftt. Die an griechisch-balkanischen Schutzwaffen reichen Hü­gelinventare 5 sind nicht nur in Südostpannonien als

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