Zalai Múzeum 6. (Zalaegerszeg, 1996)

Tomka Péter: Einige Probleme der Hunnenforschung in Pannonien

48 Tomka Péter vollziehen. Wir wiBen aber, dali Töpfereien, die solche Krüge produzierten, auch im Barbarenland existierten. 5 Ich habé schon mehrmals über meine Ausgrabung­stâtigkeit in den Römerorten Arrabona und Scarbantia kurz berichtet. Die Forschungen in Sopron habén mehrere Kollegen vor und nach meiner dortigen Stationierung vollzogen. 6 Einige frühvólkerwanderungs­zeitliche GefáBe aus Arrabona wurden eben in Österreich vorgestellt (Severin-Ausstellung, dann die Tagungsberichte der Konferenz in GroliruBbach). 8 Hier werden nur die Ausgrabungen im Militárlager auf dem Kapitelhügel von Győr kurz zusammenfalit. Die Festung Arrabona wurde in der Constantinischen Zeit (etwa Anfang 4. Jh.) mit einer mâchtigen Steinmauer umgürtelt: auf einer 130 cm tiefen und etwa 320 cm starken Grundmauer erhebt sich die 280 cm dicke Mauer bis 300 cm. 9 Sie wurde mit hufeisenförmigen Türmen gegliedert - einer dieser Türme wurde im 5. Jh. als Getreidespeicher benutzt (eine spátantike Sitté, die überall vorkommt, bis Konstantinopel, wo 57 Türme der theodosianischen Mauer in Folge des Erdbebens im Jahre 447 in Trümmern lagen, „darunter auch solche, die als Getreidelager gedient habén" - wie Bóna zitierte). 10 Hinter dieser Mauer waren bis in das letzte Drittel des 4. Jh. Militareinheiten stationiert. 11 Dann aber (etwa in der „nachvalentianischen" Période, dann die letzten Münzdatierungen stammen aus dieser Zeit) wurde das Lagerdorf aufgelalien 12 und die Zivilbevölkerung zieht sich ins Lagerinnere zurück. Die Militárgebaude gehen rasch zugrunde, es entsand ein Siedlungsbild, das kaum mehr als „römisch" zu bezeichnen ist. Das Lében war kontinuierlich - das beweist eine machtige Humusschicht voll mit Abfallen. Erst baute man die Grundmauer noch aus Steinen, die aufgehenden Wánde wurden schon aus verganglichem Material offensichtlich aus Holz errichtet. Die kleinen Hâuser ohne jeden „römischen" Komfort, die Wirtschaftsgebâude oder Stalle sitzen unmittelbar an der Festungsmauer. Frauenschmuck (Perlen, Knochenkamme) und Haushaltsgerate (wie Spinnwirtel) beweisen die Anwesenheit der Familienmitglieder. Das Lében hat sich schnell an das von Barbarendörfera angeglichen, obwohl die Einwohner sich als „Römer" gehalten habén: es manifestiert sich noch in Details des Bauwesens, in Eligewohnheiten (Tafelgeschirr, Reibschale) und auch in Begràbnissitten: es entstanden auf dem Gebiet des ehemaligen Vicus kleinere und gröBere Friedhöfe (Grabgruppen, Familiengrâberfelder) ringsrum die Festung, vielleicht auf den landwirtschaftlichen Bereich der Familieneigentümer, Garten usw. 13 Es beginnt aber das spontané Einsickern der Barbárén - es kominen die Quaden-Sweben des linken Donauufers in Frage. Von der unteren Humusschicht ist eine Vorratsgrube eingetieft. In dieser Grube wurden zusammen mit „klassisch" eingeglatteter sog. Foederatenkeramik auch handgeformte, mit weilien Kalk (Muschel) stücken gemagerte, schlecht gebrannte Töpfe gefunden, derén beste Parallelen aus der Südslowakei und sogar aus Südmahren bekannt sind. 14 Die Einwohner der Festung waren keine Foederati, sondera einfache Bauern, die an den bestgeschützten Stellen nicht die Wohnháuser, sondern Getreidelager gebaut haben. Sie haben sich - abgeschnitten vom Fernhandel - auf Selbstversorgung eingerichtet (es wachst z. В., auch auf makroskopisch wahrnehmbare Weise, die Zahl der Knochen gejagten Wildes und von Fischen). Die Humusschicht wachts durch weggeworfene Küchenabfalle, durch den Zerfall der Oberkante der (Stadt-) Mauern und den stândigen Umbau der Gebâude. Die einfach über die Festungsmauer geworfenen Abfalle und Schutt beginnen rasch die Mauer von auJien zu bedecken. Schlielilich bedeckte diese Schicht völlig die Mauer (die Ungarn im 10. Jh. die keine Ahnung von dem einst machtigen Mauerwerk gehabt haben, muliten ihre Holz-Erde­Schanze vor- und über den Schuttwall errichten. 15 ) Diese Période lâlit sich rahmenmâliig auf das Ende des 4. und erste Drittel des 5. Jh. datieren. In der zweiten frühvölkerwanderungszeitlichen Période hat man schon aufgehórt Steingrundmauern römischer Art zu bauen; Holzpfosten tragen die Dachkonstruktion. Kontinuierlich bleibt aber die Keramik (die Glasierte ist kaum mehr auffindbar, wenn nicht in sekundârer Lage). Es gibt keine Spur von Belagerung, Brandsetzung, Bevolkerungaustausch, Vorhandensein von (hunnischen?) Truppén oder Militaranführer. Dali doch einige Fremde zugezogen waren, beweisen alléin die zwei deformierten Schâdel in dem übrigens auffallend armen Grâberfeld am Széchenyi-Platz, zwischen den einplanierten Ruinen des ehemaligen Vicus. In diesem hunnenzeitlichen Grâberfeld sind bisher nur verrostete Eisenschnallen und MeBer vorgekommen. nicht einmal ein Stuck Keramik. 16 Damit haben wir in Arrabona den Akkulturationprozefi der an Ort und Stelle gebliebenen einfachen Leute verfolgt. Eine weitere Entwicklung (etwa die Langobardenherrschaft) zeichnet sich noch nicht klar ab. Der Ort blieb mehr als 300 Jahre lang unbewohnt. Die wesentlichen Verânderungen geschehen also etwa 50 Jahren vor der Hunnenlierrschaft. Die Anwesenheit der in Sehweite tatigen neuen Herren 17 stört das Leben hinter der Mauer nicht, die „hunnische Alternative" durch provisorische Konsolidation verlangerte sogar das Existieren der Siedlung. Die Dinge laufen wenn nicht genau so, doch sehr âhnlich auch wo anders ab. In Scarbantia beginnt die Verbauung, die schwachen Mauerwerke, die kleinen Hütten (allerdings mit mehrmals umgestalteten

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