Zalai Múzeum 4. (Zalaegerszeg, 1992)

Pickl, Othmar: Die Kapitulation der Festung (Nagy) Kanizsa der „Hauptfestung des Ottomanischen Reiches” am 13. April 1690 (Zum 300. Jubiläum der Kapitulation der letzten türkischen Garnison Transdanubiens)

90 Pickl, Othmar leihen. 59 Aber auch untergeordnete Positionen waren be­gehrt, denn um den 10. April bat der Lorenz Pottwohl da­rum, ihm die Stelle des Stabs- und Stadtbarbiers in Kani­zsa zu verleihen. 60 Um die Kommandantenstelle der Feste Kanizsa bewarb sich um den 10. April auch Oberstleutnant von Eberwein, der den Hofkriegsrat zugleich darum bat, seine Frei-Kompanie in die Festung Kanizsa zu verle­gen. 61 Anscheinend kam keiner der drei genannten Be­werber um die Kommandantenstelle der Feste Kanizsa zum Zug, denn im November 1690 hören wir, dafl die Gar­nison von Kanizsa dem Kommandó von Oberst Makar un­terstellt war. 62 Die Errichtung einer „Salzlegestàtte" Ebenso bemerkenswert wie der Wettlauf um die Kom­mandantenstelle von Kanizsa sind die unmittelbar nach der Kapitulation dieser Festung einsetzenden Bemiihun­gen der Wiener Hofkammer, den militárischen Erfolg um­gehend auch fínanziell zu nützen. Schon am 17. April 1690 — also nur drei Tagé nach der offiziellen Übergabe von Stadt und Festung Kanizsa an General Batthyány — erging ein kaiserliches Dekret an die Grazer Hofkammer. Fortan sollte nur mehr die Einfuhr von Ausseer Salz nach Kanizsa und die umliegenden, bisher den Türkén gehuldigten Ort­schaften gestattet werden. Im betreffenden Akt heiflt es diesbezüglich: „Nachdem durch den reichen Segen Gottes und Euer Majestat siegreiche Waffen, die in ganz Európa berühmte, hoch importierliche Festung Canischa zujeder­manns, besonderlich der gesamten innerösterreichischen unbeschreiblichen Konsolation wiederum unter Dew De­votion gekommen ist, mufi man nun daran denken, wie nunmehr auch der kaiserlichen Majestat Kameralnutzen befördert werden mögé." Vor dem Verlust Kanizsas an die Türkén im Jahre 1600 waren die an die Steiermark grenzenden Komitate alléin von Innerösterreich aus mit Ausseer Salz versorgt worden. Die Türkén hingegen belieferten Kanizsa und das umlie­gende Gebiet mit türkischem Stein- bzw. Meersalz — wodurch die Einkünfte der Grazer Hofkammer arge Ein­bufien erlitten. ,,Damit nun dem durch 90 Jahre unter einem so beschwerlichen tyrannischen Joch schmerzlich geseujzten armen Untertanen Hilfe gebracht" werde, sollte die Grazer Hofkammer umgehend befehlen, sowohl Stadt und Festung Kanizsa als auch die unter der tür­kischen Herrschaft dorthin gehuldigten Orte und Gespan­schaften sowie die gesamte Murinsel (d.h. das Gebiet zwischen der unteren Mur und der Drau mit dem Hauptort Tschakathurn/Cakovec) und die ,,windische Grenze" bis Kreutz/Krizevci ausschlielïlich mit Ausseer Salz zu ver­sorgen. Die Verwendung des bisher über Bakar/Buccari importierten Meersalzes und des aus Siebenbürgen kom­menden Steinsalzes sollte künftighin ausnahmslos streng­stens verboten sein. Um den Verschleifi des Ausseer Salzes im zurück­eroberten Gebiet zu ermöglichen, sollten umgehend in Kanizsa selbst oder einem geeigneten Ort der Murinsel Hâuser angekauft und darin eine „Salzlegestàtte" ein­gerichtet werden. Man berechnete den Gewinn, den das Hallamt Aussee daraus Ziehen würde, auf jáhrlich 80.000 bis 100.000 fl. 63 Angesichts dieses Betrages, der vermutlich aber etwas zu hoch gegriffen war, werden die Bemühungen der Hof­kammer natürlich verstandlich, das rückeroberte Gebiet ausschliefilich mit Ausseer Salz zu versorgen und damit ihre Einkünfte zu erhöhen. Hatte die Grazer Hofkammer doch fur die Ausrüstung und Versorgung des Drau-Corps in den Feldzügen der Jahre 1684—1687 über eine Million Gulden aufgewendet. Alléin von der Finanzierungsseite her grenzen diese Leistungen der Grazer Hofkammer an ein Wunder. Ebenso bewundernswert aber sind die gewal­tigen Transportleistungen für den Nachschub über eine Entfernung von 500 bis 600 km von der Ober- und Mittel­steiermark bis in die Kampfgebiete der unteren Drau. 64 Die Grazer Hofkammer hatte mit der Sicherung des Nachschubs für das Drau-Corps in der ersten Phase des „Grófién Türkenkrieges" (1683—1688) entscheidenden Anteil an den siegreichen Feldzügen dieser Jahre, d.h. der Rückeroberung Transdanubiens und Slawoniens sowie der Festung Belgrád genommen. Schliefilich hatte die Grazer Hofkammer in den Jahren 1689 und 1690 nach der Kapitulation der bis dahin von den Türkén gehaltenen Festungen Szigetvár und Kanizsa auch noch den Abtrans­port der beiden türkischen Garnisonen auf dem Wasser­weg der Drau zu organisieren und durchzuführen. Auch diese, in Hinblick auf die Transportkapazitaten besonders schwierigen Aufgaben wurden von der Grazer Hofkam­mer und ihren Beamten glánzend gelöst. Auf diese von der steirischen Geschichtsschreibung bisher kaum beachteten Leistungen der Logistik soil an­làfilich des 300. Jubiláums der Kapitulation der letzten tür­kischen Garnison Transdanubiens mit Nachdruck hin­gewiesen werden. Anhang 1 Bericht über eine Reise nach Kanizsa und die Übergabe dieser Festung durch die türkische Garnison an die kaiser­liche Majestat am 13. April 1690. Der ungenannte Berichterstatter reiste am 8. April 1690 von Graz acht Meilen weit bis Radkersburg. Von dort bis Legrad legte er 12 Meilen zuriick. Am 13. April setzte er um 7 Uhr friih über die Mur und reiste durch das Gebiet vormalig schöner Weinberge und an der ruinierten, einst­maligen ,,Festung Serinvar" vorbei durch schöne Laub-

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