Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Kürti Béla–Wicker Erika: Bemerkungen zur Agraffenfrage der Awarenzeit

ZALAI MÚZEUM 3. 1991 Kürti Béla— Wicker Erika: Bemerkungen zur Agraffenfrage der Awarenzeit In den letzten anderhalb Jahrzehnten wurden einige Ausgrabungen auf dem südöstlichen Teil der ungarischen Tiefebene durchgeführt als derén Ergebnis wir unsere Kenntnisse in Bezúg der Tracht mit Agraffen durch neue authentische Beobachtungen erweitern können. lm Jahre 1979 hat Katalin Hegedűs das awarenzeitliche Graberfeld von Szegvár-Szőlőkalja (Komitat Csongrád) freigelegt, 1 wo unter dem Schádel einer altén Frau - von der linken Schulter- in dem Grab 75 ein rundes, gepresstes Ag­rafenpaar (Abb. 2.6) hervorgekommen ist. Unter den sons­tigen Funden habén wir Ohrringe mit Glasperlenanhângern, ein Eisenmesser, eine Eisenschnalle, ein Gefâss mit Henkel und kleine Töpfe, Geflügel- und Schafknochen gefunden. Die Agraffen wurden aus dünnem Bronzeblech auf Press­modell in guter Qualitât gefertigL Die Bronzeoberflache ist durch mitgepresste Goldfolie bedeckt. Die hintere Sei­te der Agraffe, die sich mit ihrem Rand nach hinten wölbt, ist durch Verstarkungsmaterial ausgefüllt, welches Zinn beinhaltet Das hat gleichzeitig die Schlinge und den Ha­ken fixiert, die die zwei Agraffen miteinander verbanden, bzw. die kleinen Ohren, die die Agraffen einzeln an das Kleid gebunden habén. Die zwei Agraffen sind im Grab in ineinandergehangtem Zustand hervorgekommen, die klei­nen Ohren sind seitdem zunichte geworden. Die Agraf­fenoberfláche wird durch den sich aus ihrer Mitte heraus wöl­benden, kreisförmigen Buckel verziert, umfangen mitPer­lenketten. Ihr Rand wird von einer gewölbten Kugelreihe bzw. Pseudogranulation bedeckt, die von Innen her wieder­um von Perlen begleitet wird. Zwischen zwei Perlenreihen befinden sich fünf doppelte konzentrische Kreise; zwi­schen den gewölbten, dreieckförmigen Linien als Verzie­rung. 1980 ist in Gerla (Komitat Békés) ein awarenzeitlicher Gràberfeldteil hervorgekommen, wobei im Grab 4 György Goldman ein gepresstes Agraffenpaar gefunden hat (Kür­ti 1980). Die aus ganz dünnem Bronzeblech gepressten Scheiben sind von dem zinnhàltigen Material dick ausge­füllt, das die Befestigungsschlingen gehalten hat und mit seiner Oxidation beinahe die Vernichtung des ganzen Ge­genstandes verursacht hat Das Agraffenpaar lag zusam­mengehángt auf dem linken Schlüsselbein. Man kann auf der vorderen beinahe ganz zerstörten Plattenmitte einen kreisförmigen Buckel, um ihn herum seinen Perlenrahmen, dann die rund herum laufende Girlandenverzierung be­obachten (Abb. 3.4). Das Grab war armlich, unter seinen weiteren Funden können wir nur ein Stuck geschmolzene Perle und einen bikonischen Spinnwirtel erwáhnen. Im Grab 6, aus dem nur teilweise erfassten Graberfeld — trotz mehreren jahrzehntelangen Rettungsgrabungen — in Tápé (Komitat Csongrád) 2 auf dem westlichen Hochufer der Theiss, hat Béla Kürti ein gepresstes, blatteriges Agraf­fenpaar gefunden. Wir habén bei dem auf dem Rücken liegenden Skelett eines jungen Madchens zwei flache Sil­berringe, auf dem linken Schlüsselbein ein ineinander­gehangtes, in situ liegendes Agraffenpaar, auf den Handge­lenken je einen gegossenen Armreif mit rundem Quer­schnitt und breiterwerdendem Ende, ein Eisenmesser, ein , Eisenanhangsel, eine Eisenschnalle und ein TongefSss mit engem Hals gefunden. Am Bein des Skelettes lagen Geflü­gelknochen. Aus der Anordnung der Perlen im Brustbe­reich herausgestellt, dass in eine herabgelassene Haar­flechte eine Perlenkette geflochten worden war. Der kreisförmige Buckel, in der Mitte der Agraffe aus Tápé, ist von einem Perlenkreis eingefasst, wozu sich von aussen acht, nach aussen breiterwerdende Trapeze ah­schliessen (Abb.2.4). Diese wurde von der Kugelreihe, die Agraffe umrahmt und die vonei nander durch Muster mit Granulationsimitation getrennt sind, durch einen Ring ge­trennt, der als schmale Einkerbung geformt ist Die zum Zusammenhángen der Agraffe dienenden Schlingen und Haken wurden in die Zinnmasse eingepasst, die die Rük­kenseite ausfüllt. Zur Befestigung am Kleid dienten kleine Ohren, die kaputtgegangen sind. Die Agraffe wurde durch eine auf dünne Bronzeplatte mitgepresste Silber- und Gold­folie bedeckt. Das Pressmodell muss gebraucht gewesen sein, worauf auch die verschwommenen Kontúrén hinwei­sen. Die beste Parallelé zum Agraffenpaar aus Tápé (wenn es nicht das Gegenstück ist, das auf dem gleichen Pressmodell gefertigt wurde) kennen wir aus dem Grab 286 vom Graber­feld in Táp 3 . Dieses Agraffenpaar ist in zusammen­gehángtem Zustand aus einem Frauengrab in Gesellschaft einer Eisenschnalle, eines Eisenmessers, Pastenperlen und Geflügelknochen ans Licht gekommen. Ausserdem ist ein mit Goldfolie bedecktes Silberblech-Agraffenpaar aus dem Grab 317 in Táp bekannt.

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